Rente? Noch nicht ganz – Flexible Wege in den Ruhestand
Viele Wege führen in den Ruhestand – und längst nicht alle enden mit dem klassischen Ausstieg am Stichtag. Unsere Kollegin Sigrid Ganz hat sich bewusst entschieden, noch eine Weile weiterzuarbeiten. Wie ihr Weg in die Rente konkret aussieht und was ihre Entscheidung beeinflusst hat, erzählt sie uns im Beitrag.
Eigentlich hätte Sigrid Ganz im Februar 2025 in Rente gehen können. Stattdessen entschied sie sich für ein anderes Modell: Jobsharing mit ihrem Kollegen im Bereich Client Lifecycle Management Konto & Depot (CLMK), der ebenfalls in den Ruhestand gehen könnte. Beide arbeiten seither auf 50-Prozent-Basis – vorerst bis Juni 2026.
Ihr Job eignet sich ideal für dieses Modell, da sowohl Sigrid Ganz als auch ihr Kollege die Arbeit gut aufteilen können. „Wir bearbeiten im Grunde dieselben Aufgaben“, erzählt sie. „Aber jeder für sich, eigenverantwortlich."
Dass sie einmal über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten würde, hätte sich Sigrid Ganz früher nicht vorstellen können. „Absolut nicht! Ich hätte gedacht, dass es mir dann reicht – oder dass ich gar nicht mehr fit genug bin." Mittlerweile sieht sie das anders. Die Aussicht, von heute auf morgen komplett auszusteigen, erschien ihr zu abrupt, und so wurde eine Verlängerung zu einer denkbaren Option.
Dabei hätte sie ihren Ruhestand durchaus zu füllen gewusst: Sie spielt Querflöte, singt in mehreren Chören und hatte sich bereits nach Ehrenämtern umgesehen. Doch als ihr Chef dann vorschlug, eine offene Stelle im Team zu übernehmen, passte das besser, insbesondere weil ihr Kollege ebenfalls Interesse zeigte. „Ein Ehrenamt kann ich immer noch machen", sagt sie.
Ein entscheidender Punkt war die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten: „Ich werde auch weiterhin ins Büro kommen, weil mir der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen wichtig ist. Aber täglich wäre mir das bei einer Stunde Anfahrt zu viel."
„Mir macht die Arbeit immer noch Spaß“
Auch nach 44 Jahren bei der Bank – davon 21 im aktuellen Job – empfindet sie ihre Arbeit weiterhin als bereichernd. „Mir macht die Arbeit immer noch Spaß", sagt sie. Besonders schätzt sie, dass sie sich in ihrem Job immer noch weiterentwickeln kann. Der anstehende Wechsel auf ein neues IT-System sei dafür ein gutes Beispiel: „Eine spannende Herausforderung, die ich eigentlich nicht verpassen wollte."
Dass ihre Expertise geschätzt wird, merkt sie im Arbeitsalltag deutlich: „Ich habe das Gefühl, die Kolleginnen und Kollegen warten regelrecht auf mich. Wenn ich da bin, klingelt teilweise durchgehend das Telefon." Der Job sei in den vergangenen Jahren deutlich anspruchsvoller geworden – etwa durch neue regulatorische Anforderungen. „Es dauert, bis man sich da reingefuchst hat. Viele junge Kolleginnen und Kollegen kommen auf uns Ältere zu und ich teile mein Wissen gerne."
Auch die Reaktionen auf ihren verlängerten Einsatz waren durchweg positiv: „Ich glaube, den Kolleginnen und Kollegen ist ein Stein vom Herzen gefallen. Und mein Chef war auch sehr froh, dass er die befristete Stelle so unkompliziert besetzen konnte."
Viele Wege führen in den Ruhestand
Die Lösung, die Sigrid Ganz gemeinsam mit ihrem Kollegen und ihrem Chef gefunden hat, zeigt: Der Übergang in den Ruhestand lässt sich individuell gestalten. Ob schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit, ein Wechsel der Rolle oder eine befristete Verlängerung über das Rentenalter hinaus – es gibt verschiedene Modelle, wie der Wechsel ins nächste Kapitel gelingen kann. Voraussetzung ist das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit, bei dem alle Beteiligten freiwillig ihre Zustimmung geben.
Welche Lösung passt, hängt vom Einzelfall ab: von den Aufgaben, dem Bedarf im Team, einer vorhandenen Stelle und den persönlichen Vorstellungen. Wichtig sind individuelle Absprachen und ausreichend Vorlauf.
