Vertrauen ist das Rückgrat jeder erfolgreichen Geschäftsbeziehung: Interview mit Gabriel Steiner Tavares, Leiter der DZ BANK Repräsentanz in São Paulo
Beziehungen prägen unsere Arbeit. Im internationalen Geschäftsleben kommt noch eine zusätzliche Dimension hinzu: der kulturelle Hintergrund. Darüber haben wir mit dem Deutsch-Brasilianer Gabriel Steiner Tavares gesprochen. Der Leiter der DZ BANK Repräsentanz in São Paulo berichtet im Interview über die Herausforderungen und Chancen, die sich aus den interkulturellen Geschäftsbeziehungen zwischen Deutschland und Brasilien ergeben – und wie kulturelles Verständnis im Geschäftsleben Brücken bauen kann.
Herr Steiner, was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung?
Vertrauen rangiert für mich an oberster Stelle und bildet das Rückgrat jeder erfolgreichen Geschäftsbeziehung. Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit sind die Grundvoraussetzungen dafür sowie die Sicherheit, dass einmal getroffene Absprachen Bestand haben. Die Bedeutung kontinuierlich erbrachter, positiver Leistungen kann ich nicht genug betonen, da sie die Bindung stärken und den Weg für dauerhafte Partnerschaften ebnen. Strikte Zeitpläne und Transparenz sind das i-Tüpfelchen, das einer Geschäftsbeziehung zusätzliche Stabilität und Verlässlichkeit verleiht.
Wie gehen Sie mit Konflikten oder Missverständnissen um?
Ganz einfach: Ich setze auf Offenheit und Transparenz, spreche die beteiligten Personen direkt an und rede Klartext. Wenn Fehler gemacht wurden, stehen wir dazu und bieten gleichzeitig konkrete Lösungen an. Das wird nicht nur in der südamerikanischen Geschäftswelt sehr geschätzt – und hat bislang immer gut funktioniert.
Nutzen Sie auch soziale Netzwerke, um Kontakte aufzubauen?
Unbedingt. Im Gegensatz zu Europa hat sich in Südamerika besonders WhatsApp in der geschäftlichen Kommunikation etabliert. Rund 80 Prozent der Geschäftsabwicklungen erfolgen hier mittlerweile über diesen Kanal – sieben Tage die Woche. LinkedIn bekommt gerade einen ähnlichen Stellenwert im geschäftlichen Umfeld. Persönlich bin ich sehr aktiv in diesem Netzwerk und bin immer wieder erstaunt, wenn selbst konservative und zurückhaltende Personen in meinem Umfeld plötzlich auf LinkedIn enthusiastisch Beiträge teilen und sich engagieren.
Inwieweit werden persönliche Beziehungen im Geschäftsleben von der Integration von ChatGPT und ähnlichen Technologien beeinflusst oder verändert?
Hier in Brasilien sind alle sehr technologieorientiert. Deshalb dürften künstliche Intelligenz und Automatisierung schneller an Bedeutung gewinnen als in anderen Teilen der Welt. Ich rechne jedoch nicht damit, dass das klassische Networking unter dieser Entwicklung leiden wird. Wir werden auch in Zukunft unsere Gesprächspartner persönlich treffen. Diese Nähe ist durch nichts zu ersetzen. Repräsentanzarbeit ist People's Business und das bleibt auch so.
Was hat sich seit der Wahl von Lula da Silva zum Präsidenten Ende letzten Jahres getan?
Wir spüren einen zunehmenden Aufwind in den Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland. Im Unterschied zur Amtszeit seines Vorgängers Jair Bolsonaro besuchen nun wieder wichtige deutsche Vertreter das Land, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und andere Minister. Diese Entwicklung wird von uns allen hier mit Freude begrüßt, insbesondere vor dem Hintergrund des bevorstehenden 200-jährigen Jubiläums der Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien im kommenden Jahr. Übrigens feiern wir 2024 auch das 45-jährige Bestehen unserer Repräsentanz. Darüber hinaus besteht Hoffnung auf einen Durchbruch beim lang erwarteten Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen Brasilien und der Europäischen Union – nach fast unglaublichen 20 Jahren Verhandlungen.
Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft Brasiliens?
Brasilien hat das Potenzial, eine der größten Wirtschaftsmächte zu werden. Das Land steht sich aber häufiger selbst im Weg. Die größten Herausforderungen sehe ich im allgemeinen Mangel an politischem Interesse der Brasilianer und in der weitverbreiteten Korruption. Brasilien hat es in der Hand, diese Probleme zu überwinden. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass Brasilien reifer wird und seine Herausforderungen meistert, um eines Tages zu den führenden Ländern der Welt zu gehören.
Letzte Frage, Herr Steiner, wo liegt denn Ihr Lieblingsstrand rund um São Paulo?
Puh! Die brasilianische Küste bietet eine Vielzahl an Stränden, was die Auswahl schwierig macht. In der Nähe von São Paulo zählen Barra do Una, Ilhabela und Picinguaba zu meinen Favoriten. Diese Strände verbinden das beeindruckende Meer mit der Schönheit der angrenzenden Berge und Regenwälder. Sie sind abseits des touristischen Trubels, sehr schlicht und wenig frequentiert – und genau das ist für mich von großer Bedeutung, wenn es um Strände geht.
Kulturelle Unterschiede: Gabriel Steiner Tavares beobachtet, dass viele Brasilianer – trotz zahlreicher kultureller Unterschiede zwischen den beiden Ländern – eine große Zuneigung zu Deutschland haben. Im Geschäftsumfeld gibt es aber einige besondere Unterschiede, auf die man achten sollte: |
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