17.000 Punkte zum Jahresende: Analyst Sven Streibel erläutert im Interview seine neue DAX-Prognose

Analyst Sven Streibel blickt optimistisch auf den Aktienmarkt

Seit Jahresbeginn hat der DAX um mehr als dreizehn Prozent zugelegt. Das liegt vor allem an realisierten Unternehmensgewinnen. Da die Nachfrage nach den Produkten der Großunternehmen in den Endkundenmärkten weiterhin robust bleiben dürften, hat das DZ BANK Research seine Prognose für den deutschen Leitindex zum Ende des Jahres von 16.500 auf 17.000 Punkte angehoben. Zur Mitte des Jahres prognostiziert der Bereich sogar 17.500 Zähler. Auch für den US-Markt blickt Chef-Aktienstratege Sven Streibel optimistisch in die kommenden Monate. Für den S&P 500 prognostiziert er zum Jahresende nun 4.800 Zähler – ein neues Allzeithoch. Der Grund: Big Tech und künstliche Intelligenz. Über weitere Hintergründe spricht er im Interview.

Mit Blick auf die deutsche Konjunktur herrscht Untergangsstimmung, gleichzeitig hat der DAX jüngst einen neuen Rekord erreicht – wie passt das zusammen?
Gerade bei den DAX-Unternehmen liegen Heimatstandort und Absatzmarkt oft weit auseinander, die Hauptkunden der deutschen Exportweltmeister sitzen in China und in den USA. Obwohl das Wirtschaftsumfeld auch dort angespannt ist, greifen die wirklich relevanten Kundengruppen trotzdem weiter zu. Premium-Produkte erfreuen sich einer robusten Nachfrage und genau diese sind im DAX besonders gut gelaufen. Insbesondere die Öffnung Chinas nach den strengen Corona-Einschränkungen hat dem Absatz einen wahren „Schub“ verliehen. Die Aktienkurse sind daher mit den tatsächlich realisierten Unternehmensgewinnen gestiegen.

Welche Branchen schlagen sich besonders gut und versprechen Erfolg?
Die Kurse sind zwar ordentlich gestiegen, reflektieren aber immer noch die vorherrschenden Konjunktursorgen. Dass heißt, gerade konjunktursensible Branchen sind im Verhältnis zu ihren Gewinnen immer noch günstig bewertet. Hier lohnt es sich weiterhin zuzugreifen. Autos und Luxus stechen hervor, auch Banken profitieren von einem anhaltend hohen Zinsniveau zusammen mit nachgebenden Risikokosten. Bei dem allgemein vorherrschenden Konjunkturpessimismus dürften gerade diese Sektoren profitieren, wenn der Pessimismus abebbt. Auf gut Deutsch gesagt – da geht noch was!

Im letzten Jahr ist Big-Tech eingebrochen – 2023 schießen Apple und Co. durch die Decke – warum?
Ganz einfach – sie liefern! Diese Unternehmen haben bewiesen, dass sie auch in einem angespannten Wirtschaftsumfeld starke Ergebnisse bringen. Vor allem künstliche Intelligenz stellt eine neue Ertragsquelle ungeahnten Ausmaßes dar. Das beflügelt natürlich die Kurse der gesamten Branche und dürfte auch so weitergehen. Und ganz ehrlich, jeder von uns ist ein Kunde dieser Firmen. Deren Produkte und Services sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Können diese Unternehmen zu teuer werden?

Durch die Zinswende ist eine Diversifikation im Portfolio wieder möglich – wie sollte diese aussehen?
Wir empfehlen einen sicheren Sockel, der Zinsanlagen, aber auch Aktien aus dem (US) Technologiebereich beinhalten kann. Sicherheit muss derzeit nicht gleichzeitig mit Renditeverzicht einhergehen. Sowohl Zinsanlagen als auch Tech-Aktien bieten weiterhin stattliche Renditen bei einem unserer Meinung nach überschaubaren Risiko. Daneben gehören die beschriebenen Zykliker aufgrund ihrer günstigen Bewertung aber mit ins Portfolio. Sie profierten bei Verbesserungen des Wirtschaftsumfeldes überproportional.