09.05.2025

Neue Wege gehen – mit Erfahrung und Mut

„Es war Zeit, etwas Neues zu machen. Die eigenen Fähigkeiten dort einzubringen, wo Sie teilweise besser passen und meinem Naturell eher entsprechen.“ Stefanie Klöhn aus dem Bereich Konzern IT-Governance spricht aus, was immer mehr bereits vorleben: Mit jahrelanger Expertise im Rücken neue berufliche Wege einschlagen – auch innerhalb der Bank. Wir haben stellvertretend mit zwei Kolleginnen und einem Kollegen der Generation Erfahrung gesprochen, die mitten im gewohnten Berufsleben beschlossen haben, sich neu zu orientieren.

Claudia Strauch-Breuer

Claudia Strauch-Breuer ist eine von ihnen. Sie wurde lange Zeit für ihre Expertise im Bereich Kapitalmarktrecht geschätzt und wagte dann vor vier Jahren den Wechsel in der Rechtsabteilung in die Führungsrolle bei der Gruppe REID/Derivaterecht. „Die ersten Wochen in der neuen Rolle waren wie ein Sprung ins kalte Wasser – aber genau das hat mich gereizt“, erinnert sie sich. Dass sie 47 Jahre alt war, habe dabei niemanden interessiert: „Ich habe eine solide Berufserfahrung mitgebracht, war motiviert, noch einmal etwas anderes zu lernen – und bekam von Anfang an das Gefühl, dass mein Alter überhaupt keine Rolle spielt. Wenn man etwas kann, wird man auch ernst genommen.“

Stefanie Klöhn

Stefanie Klöhn entschied sich mit 56 Jahren nach zwei Jahrzehnten in der Revision (RVKP) für einen Neustart im Bereich Konzern IT-Governance in der Gruppe Zentrale Koordinationsfunktionen. Dabei hatte sie kein großes Interesse an einer klassischen Karriereleiter. Ihr ging es mehr darum, aus gewohnten Abläufen auszubrechen. „Ich arbeite u.a. auch mit einer 28-jährigen Kollegin zusammen – sie könnte meine Tochter sein. Wir tauschen uns intensiv aus und lernen voneinander. Ich profitiere von ihren neuen Ideen, und sie greift gern auf meine Erfahrung zurück. Diese Mischung bringt uns alle weiter.“

Jose Antonio Perez Goncalves

Ein weiteres Beispiel für mutigen Wandel ist Jose Antonio Perez Goncalves – von allen Toni genannt. Mit 48 Jahren war er als fachlicher Anwendungsmanager im Bereich OS etabliert und wechselte in die IT. „Mich reizte die Chance, eine neue Applikation für die digitale Verwahrung mit moderner Technologie wie Blockchain und Google Cloud aufzubauen“, erklärt er. „Das ist für mich ein zukunftsweisendes Thema, mit dem wir uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen werden.“ Seine Prozesserfahrung aus OS erwies sich dabei als wertvolle Brücke zwischen Bank(fach)wissen und IT-Innovation – von der auch seine neuen jüngeren Kollegen profitieren.

Bewerbungsverfahren: Was wirklich zählt

In der „offiziellen“ Bewerbungsrunde spielte das Alter keine wahrnehmbare Rolle – weder in der Frage nach dem Lebenslauf noch in den Gesprächen mit Personal und den Bereichen. Claudia Strauch-Breuer sagt dazu: „Die Interviews haben sich nicht anders angefühlt, als wenn ich mich mit 35 beworben hätte. Entscheidend waren meine Motivation und meine fachlichen Skills. Ich hatte schon Argumente zurechtgelegt, falls jemand nach meinem Alter fragt. Aber das kam gar nicht vor.“ Und Stefanie Klöhn ergänzt: „Wenn man sich intern bewirbt, kann es natürlich sein, dass Leute einen noch aus früheren Projekten kennen. Aber im Grunde gilt: Wer mutig zu seinen Stärken steht, wird wie jede andere Kandidatin auch wahrgenommen.“

Der Bewerbungsprozess von Toni Perez Goncalves verlief ähnlich unkompliziert, wie auch der Impuls über einen Wechsel nachzudenken: „Mein zukünftiger Vorgesetzter sprach mich direkt auf mein Potenzial und meine Erfahrung an. Der weitere Prozess verlief dann unkompliziert.“

Insgesamt plädieren die beiden Kolleginnen und der Kollege für mehr Offenheit gegenüber beruflicher Neuorientierung im Alter. Dass es den Willen der Führungskräfte und der Personalbereiche braucht, um die sogenannten „alten Hasen“ in neue Aufgaben zu lassen, sei dabei aber eine wichtige Voraussetzung.

Einfach machen

Alle drei sind sich einig, dass das Alter nicht dazu da ist, sich zurückzulehnen. „Man bringt eine Menge Kompetenzen mit, selbst wenn man Sorgen hat, den Anschluss zu verlieren“, sagt Claudia Strauch-Breuer. Und Toni Perez Goncalves würde anderen Ü-50-Kollegen definitiv raten, diesen Schritt zu wagen: „Ich habe keinen erlebt, der gescheitert ist. Man kann eigentlich nur dazulernen.“ Für Stefanie Klöhn ist dabei das Wichtigste, auf die eigenen Stärken hören. „Ich hatte schon beim Wechsel in den neuen Bereich ein gutes Gefühl. Wenn Vertrauen da ist – auch in sich selbst – dann lohnt es sich fast immer, den Schritt zu wagen.“

„Mut zur Veränderung ist nie ein einfacher Weg. Aber genau das ist der Reiz“, meint Claudia Strauch-Breuer. Sie bereut den Schritt in keiner Sekunde. „Ich kann nur allen raten, die in meinem Alter sind: Hört nicht darauf, wenn jemand sagt, ‚das bringt jetzt doch nichts mehr‘. Ihr seid definitiv nicht zu alt, um noch einmal etwas Neues zu erleben.“