Erneuerbare Energien trotzen unsicherem Umfeld: Projektfinanzierungen weiterhin auf Wachstumskurs
Ist der Boom der Solar- und Windenergie vorbei? Diese Frage stellen sich nicht nur in Deutschland immer mehr Menschen. Donald Trump hat gleich nach seinem Amtseintritt mit mehreren Dekreten einen radikalen Kurswechsel in der US-Klima- und Umweltpolitik eingeleitet, um mehr Öl und Gas fördern zu können. Auch hierzulande steht die Branche vor Herausforderungen, vor allem durch steigende Kosten.
Dennoch wachsen die Finanzierungen für erneuerbaren Energien bei der DZ BANK weiter. Im vergangenen Jahr stieg der Gesamtportfoliowert um 564 Millionen Euro auf 7,9 Milliarden Euro. Mit 5,8 Milliarden Euro entfällt der größte Teil davon auf Deutschland. Mit 84 Prozent machen Windkraftparks den größten Teil aus, 16 Prozent entfallen auf Photovoltaikanlagen. In geringerem Umfang sind auch die Energieerzeugung aus Biomasse und Gas, Wasserkraft sowie Geothermie in unserem Portfolio vertreten. Auch aktuell ist die Geschäftsentwicklung deutlich besser, als es die öffentliche Debatte vermuten lässt.
Mit Blick auf die nächsten Jahre, gehen unsere Expertinnen und Experten davon aus, dass neue Technologien stärker in den Fokus rücken werden, beispielsweise Projekte rund um Batteriespeicher. Insbesondere Finanzierungen von Kombinationen solcher Speicher mit Erneuerbare-Energien-Anlagen sind auf dem Vormarsch. „Speicherlösungen werden in Zukunft eine zentrale Rolle für die Stabilität des Stromsystems und des Stromnetzes spielen“, sagt Wolfgang Meyer, Abteilungsleiter im Bereich Strukturierte Finanzierungen (SFI). „Gegenwärtig beobachten wir in Deutschland eine steigende Nachfrage nach Batteriegroßspeichern, während der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft auch aus Kostengründen nur schleppend vorankommt.“
Kritisch sieht Wolfgang Meyer das Auslaufen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) Ende 2026, das unter anderem die Einspeisevergütung regelt. Ohne die bisherigen EEG-Rahmenbedingungen werde die Finanzierung schwieriger. Als „Strommarktdesign der Zukunft“ und mögliches Nachfolgemodell der EEG-Förderung hat das Bundeswirtschaftsministerium Mitte 2024 verschiedene Optionen vorgestellt. „Das neue Strommarktdesign muss gut durchdacht und vorbereitet werden. Besonders wichtig ist ein verlässlicher und kosteneffizienter Investitionsrahmen“, ordnet Meyer die Lage ein und ergänzt: „Bezahlbare Energie steht aus unserer Sicht ganz oben auf der Agenda der aktuellen Koalitionsverhandlungen.“





Einen stärkeren Auftrieb verzeichnete 2024 unser internationales Portfolio, das mit 2,1 Milliarden Euro zwar den kleineren Anteil ausmacht, aber um gute 12 Prozent zugelegt hat. Es umfasst rund 55 Projektgesellschaften hauptsächlich für große Solar-, Wind- und Geothermieanlagen. Größere Projekte sieht man in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien. Trotz des Gegenwinds in der Branche ist ein starker Ausbau der Offshore-Windenergie in ganz Europa zu beobachten - insbesondere in Frankreich, den Niederlanden und Polen sind die Finanzierungen in signifikantem Umfang geplant.
Die technologischen Trends rund um Batteriespeicher beobachtet auch unser Kollege Moritz Keller von SFP in New York auf dem internationalen Markt. „In letzter Zeit sind mehrere Batteriespeicherprojekte entstanden. Unsere jüngste Finanzierung in diesem Bereich ist ein 300- MW-Batteriespeicherpark in Hagersville, Kanada“. Zunehmend interessant werden auch Projekte zur Abschneidung von Kohlenstoff, ein Prozess, der verhindert, dass Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gelangt. Auch der Ausbau von Übertragungsleitungen, insbesondere in Australien, nimmt zu. Mit Blick auf die Entwicklung in den USA erwartet unser Experte keinen Einbruch im Geschäft mit erneuerbaren Energien. „Möglicherweise verlangsamt die neue Trump-Administration vorerst die Finanzierungen und Genehmigungen von Projekten“, sagt Keller. Die Infrastruktur für nachhaltige Lösungen sei in den vergangenen Jahrzehnten enorm ausgebaut worden, so dass Investitionen in neue Anlagen sowohl in den USA als auch hier in Deutschland und Europa unumkehrbar seien.