Biodiversität in der Bank: Wie Uwe Stubbe mit den DZ Bienen einen Zugang zu unserer Umwelt schafft
Jeder Einzelne von uns sollte sich aktiv mit Biodiversität im Alltag auseinandersetzen, findet Uwe Stubbe. Er ist seit 1984 in der DZ BANK tätig, davon viele Jahre im Dokumenten- und Garantiegeschäft. Seit rund zwei Jahren ist er freigestelltes Mitglied des Betriebsrats. Gemeinsam mit fünf Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus kümmert er sich ehrenamtlich als Imker um die DZ Bienenvölker auf dem Dach des Cityhaus 2. Die Liebe zur Natur und deren Erhalt gründet sich aber nicht nur auf seine Tätigkeit als Imker, die er seit rund 20 Jahren als Hobby ausübt. Das Thema Biodiversität wurde Stubbe bereits in seinem Elternhaus vermittelt.

Aufgewachsen in Friedrichsdorf nördlich von Frankfurt war es in seiner Familie immer ein Thema, was eigentlich unsere Lebensgrundlage ausmacht. Den Begriff Biodiversität gab es damals noch nicht. Mit einem großen Garten und eigenem Gemüseanbau lernte Stubbe früh, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit Leben auf der Erde gedeiht: Boden, Wasser, Pflanzen – all das gehört zu unseren Lebensgrundlagen. Und auch außerhalb des heimischen Gartens war das Thema in seiner Familie präsent: „Wir sind immer auf die Bauernhöfe in der Umgebung gefahren, haben dort eingekauft und uns angeschaut, wie die Produkte hergestellt werden“, sagt Stubbe. Dadurch habe er einen emotionalen, persönlicheren Zugang zu Biodiversität gehabt. Den brauche es auch, um die Veränderungen in der Landschaft wahrzunehmen. Es brauche Wissen und Kenntnisse über die Herstellungsbedingungen. Es reiche aber nicht, dass man nur weiß, wie beispielsweise Milch produziert wird. „Man muss auch eine emotionale Verbindung dazu haben“, ist Stubbe überzeugt. Beides ist aus seiner Sicht unter modernen Produktions- und Handelsbedingungen zum Teil verloren gegangen.
Es braucht das Wissen und die Kenntnisse über die Herstellungsbedingungen von Produkten. Man muss aber auch eine emotionale Verbindung dazu haben.
Stubbe beobachtet jedoch, dass das Thema Biodiversität in den letzten Jahren in der Gesellschaft an Relevanz gewonnen hat. Die Regulierung folge diesem gesellschaftlichen Trend. Das sei gut. Auch die DZ BANK hat zunehmend erkannt, dass sie ein gesellschaftlich relevanter Akteur sei. „So wie wir uns als Individuen und Unternehmen verhalten, so gestalten wir die Welt.“ Die Bank könne dabei eine wichtige Rolle spielen, ist Stubbe überzeugt. Finanzinstitute können dazu beitragen, Kapitalströme in nachhaltigere Projekte und Unternehmen zu lenken, die unsere Lebensgrundlagen erhalten und damit die Biodiversität auf unserem Planeten bewahren.
Wissen und einen emotionalen Zugang vermitteln
Und wie sieht sein konkreter Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen aus? Stubbe und seine Frau pflegen einen sehr nachhaltigen Lebensstil und engagieren sich im NABU, dem größten Natur- und Umweltschutzverband Deutschlands sowie in Imkerorganisationen. Dabei ist ihm das Thema Bildung besonders wichtig. Kindern und Jugendlichen Wissen und einen Zugang zu unserer Natur zu ermöglichen – „das wirkt“, ist er überzeugt. Schon vor 40 Jahren hat er damit begonnen, Jugendgruppen an die Natur und ökologische Zusammenhänge heranzuführen. Noch heute ist er regelmäßig mit Schulklassen und Kindergärten unterwegs oder gibt mit dem NABU Workshops, wie man z.B. Apfelsaft oder Vogelnistkästen selbst herstellen kann. Etwas mit den eigenen Händen anzufertigen, statt es nur im Internet zu bestellen, gebe auch ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Er versucht, Anregungen zu geben und hofft, dass sie vielleicht auf fruchtbaren Boden fallen.

Mehr als „nur“ Honig
So sind auch die DZ Bienen für die ehrenamtlichen Imker vor allem auch eine Art Bildungsprojekt. Der Beitrag der Bienen zur Artenvielfalt hier vor Ort sei zwar begrenzt, aber „es geht darum, über das positiv besetzte Vehikel Honigbienen einen Zugang zu Insekten, Bestäubung, Nachhaltigkeit und Biodiversität zu ermöglichen“, sagt Stubbe. „Bienen sind faszinierend. Obwohl sie stechen können, haben sie fast das Image eines Kuscheltieres.“ Das erleichtert den Zugang zur biologischen Vielfalt. „Gleichzeitig können wir mit den Bienenvölkern auf dem Dach das Thema direkt erlebbar machen und so einen positiven Beitrag leisten.“ So bieten die Imker auch regelmäßig Führungen für die Kolleginnen und Kollegen des Hauses an. Die Nachfrage ist sehr groß. Immer wieder gibt es Aha-Momente, weil die Kollegen schnell merken, dass es um viel mehr als nur Honig geht. Das Bild weitet sich.
Mit den Bienenvölkern auf dem Dach machen wir das Thema Biodiversität direkt erlebbar.
Nach dem Boom der vergangenen Jahre wird der Honigbiene zuweilen auch vorgeworfen, die stark gefährdeten Wildbienen zu verdrängen. Dass unsere DZ Bienen anderen bestäubenden Insekten die Nahrung wegnehmen könnten, sieht Stubbe so nicht. Das Problem in Frankfurt – wie generell in stark besiedelten sowie auch in landwirtschaftlich genutzten Gebieten – sei eher die Verarmung der Landschaft: zu viele versiegelte Flächen, Monokulturen, Einsatz von Pestiziden, zu wenig Blumen und wild wachsende Grünflächen. Das führe in der Regel dazu, dass es weniger Insekten gäbe. Denn Wildbienen brauchen vor allem geschützte Lebensräume zum Nisten. Aber auch hier sei in den letzten Jahren ein Umdenken der Kommunen zu beobachten. So werden etwa Rasenflächen nicht mehr regelmäßig gemäht und die Bepflanzung von öffentlichen Flächen insektengerecht und mit heimischen Pflanzen gestaltet.
Was kann die oder der Einzelne tun, um einen Beitrag zum Erhalt von Biodiversität zu leisten? Stubbe ist sich sicher: Es führt kein Weg daran vorbei, sich den eigenen Lebensstil bewusst zu machen und diesen zu hinterfragen. Vor allem Ernährung und Ressourcenverbrauch durch Konsum, Wohnen und Reisen sei ein wichtiger Faktor: Unter welchen Bedingungen z.B. Lebensmittel produziert werden, habe Auswirkungen auf Biodiversität. Es dürfe aber nicht nur um Verzicht gehen, es müsse auch Spaß machen. Dazu trägt Uwe Stubbe mit seinem ehrenamtlichen Engagement definitiv bei.