02.10.2024

Asien im Blick: Wie Adam Cotter in Singapur Brücken baut

Adam Cotter vor dem europäischen Hauptsitz der UNO in Genf
Adam Cotter vor dem europäischen Hauptsitz der UNO in Genf

Wir treffen Adam Cotter per Teams. Während in Frankfurt der Arbeitstag gerade erst beginnt, ist Adam in Singapur bereits sechs Stunden weiter und bereitet sich auf eine Abendveranstaltung mit einer Delegation der Generaldirektion Haushalt der Europäischen Kommission vor – einem der wichtigsten Kunden der DZ BANK im Bereich Debt Capital Markets (DCM). Adam hat zusammen mit seinen Kollegen das Programm für die Delegation mitgestaltet.

Adam Cotter, Senior Vice President im Bereich Senior Executive Banking bei der DZ BANK in Singapur, hat eine bemerkenswerte internationale Karriere vorzuweisen: Der gebürtige Brite arbeitet für ein deutsches Finanzinstitut im Herzen Asiens.

Als wir ihn um ein Interview bitten, ist er zunächst zurückhaltend: „Meine Geschichte ist doch gar nicht so interessant.“ Doch sein Werdegang erzählt eine andere Geschichte.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Herzen Englands in der Nähe von Worcester, entscheidet sich Adam nach seinem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften, seinen Horizont zu erweitern. Gemeinsam mit einem Freund reist er nach China, um Chinesisch zu lernen. „Das war ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking, als China einen rasanten Aufstieg erlebte, aber sich auch schon die globale Finanzkrise abzeichnete.“ Was ursprünglich als einjähriger Aufenthalt geplant ist, entwickelt sich zu einer sechsjährigen Erfahrung, die ihm nicht nur Sprachkenntnisse, sondern auch tiefe Einblicke in die chinesische und andere asiatische Kulturen ermöglicht.

Adam Cotter vor dem europäischen Hauptsitz der UNO in Genf

Mich haben schon immer eher die politischen Aspekte und die Geldpolitik interessiert als die täglichen Marktbewegungen.

Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien absolviert Adam einen Master in Volkswirtschaftslehre und beginnt seine Karriere bei einem Think Tank, wo er zu den Themen Zentralbankwesen, Wirtschaftspolitik und öffentliche Investitionen forscht. „Mich haben schon immer eher die politischen Aspekte und die Geldpolitik interessiert als die täglichen Marktbewegungen. Außerdem hatte ich Gelegenheit, viele einflussreiche Menschen und große Denker in der ganzen Welt kennenzulernen.“ Schon bald bietet sich ihm die Gelegenheit, nach Singapur zu ziehen, um dort die erste Niederlassung des Think Tanks zu eröffnen. „Hier konnte ich meine Beziehungen zu hochrangigen Entscheidungsträgern und öffentlichen Investoren aus dem asiatisch-pazifischen Raum und dem Nahen Osten vertiefen“, erklärt er. Adam will mehr über die „echten“ Kapitalmärkte erfahren und beschließt, von der Beobachterrolle auf die Bankenseite zu wechseln. Als sich nach drei Jahren in Singapur eine Möglichkeit bei der DZ BANK auftut, ergreift er sie. Mit den Mitarbeitenden der Bank hat er während seiner Think Tank-Zeit bereits eng zusammengearbeitet. Seit über fünf Jahren ist er nun als Senior Executive Banker im Team von Frank Scheidig tätig. Die Organisationseinheit fungiert als zentrale Schnittstelle zwischen der DZ BANK Gruppe und staatlichen bzw. regierungsnahen Institutionen weltweit. Während Adam von Singapur aus die Region Asien-Pazifik und den Nahen Osten betreut, kümmern sich seine Kollegen in Frankfurt um die übrigen Regionen.

Kulturelle Anpassung und Herausforderungen

Das Ankommen in Singapur beschreibt Adam als relativ einfach. Dank seiner Zeit in China war er bereits mit der chinesischen Kultur vertraut, die auch in Singapur eine wichtige Rolle spielt. Dass Englisch eine der Amtssprachen ist, erleichtert die Eingewöhnung zusätzlich. Der lokale Dialekt „Singlish“ stellt anfangs jedoch eine Herausforderung dar. „Mittlerweile verstehe ich es ganz gut, aber ich würde mich nicht trauen, es selbst zu sprechen“, sagt er lachend.
Besonders fasziniert ist Adam davon, wie gut das interkulturelle Zusammenleben in Singapur funktioniert: „Singapur wird oft als ‚Asia Lite‘ bezeichnet, weil es Auswanderern leicht gemacht wird, sich zu integrieren. Es ist nicht perfekt, aber es ist eine sehr harmonische Mischung der Kulturen“, erklärt er.

Im Vergleich der britischen und deutschen Kultur, die ihm bei der DZ BANK täglich begegnet, fallen ihm vor allem Ähnlichkeiten auf: „Ich glaube nicht, dass wir so unterschiedlich sind.“ Doch eine Besonderheit hebt er hervor: „Deutsche sind direkter in ihrer Kommunikation. Das schätze ich sehr.“ Die stärkere Bedeutung von Hierarchien in deutschen Unternehmen im Vergleich zu Großbritannien war hingegen anfangs ungewohnt, ebenso die Förmlichkeit („Herr Cotter“). Inzwischen habe sich das jedoch geändert, da die DZ BANK zunehmend eine informellere Unternehmenskultur etabliert.

Arbeit im internationalen Umfeld

Als Senior Executive Banker leitet Adam die strategische Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Zudem ist er für das Cross-Selling zwischen den Produktlinien der DZ BANK Gruppe sowie für die Pflege von Beziehungen zu bestehenden und potenziellen Kunden und weiteren Stakeholdern verantwortlich. „Die Deutschen sind ja nicht gerade für übermäßigen Optimismus bekannt“, scherzt er, „aber ich glaube, dass die DZ BANK und ihre Unternehmensgruppe international viel zu bieten haben.“

Er fungiert als Brücke zwischen der DZ BANK (Gruppe) und internationalen Institutionen wie den multilateralen Entwicklungsbanken, den Vereinten Nationen und Regierungsvertretern in Asien und im Nahen Osten. Besonders aktiv ist er in den Bereichen Transition und Sustainable Finance – Themen, die ihm am Herzen liegen. Er organisiert Konferenzen, hält Vorträge und pflegt den Austausch mit hochrangigen Entscheidungsträgern. Gemeinsam mit den Experten für nachhaltige Finanzierung der DZ BANK arbeitet er als vertrauenswürdiger Ansprechpartner eng mit Regierungen zusammen. „In Asien und im Nahen Osten wird Nachhaltigkeit eher top-down umgesetzt und von den Regierungen stark gefördert“, erklärt er.

Viele Menschen aus dem Westen betrachten Asien und den Nahen Osten nur durch die Großstädte und entwickelten Volkswirtschaften, aber auch in den aufstrebenden Regionen gibt es viele Möglichkeiten.

An seiner Arbeit schätzt Adam vor allem die Vielseitigkeit. In einer Woche kann er in Peking, Hanoi oder Jakarta sein und Regierungsbeamte treffen, während er in der nächsten Woche in Melbourne oder Auckland mit Vertretern von Pensionsfonds spricht oder eine Delegation deutscher und europäischer Kunden zu Investoren aus dem Nahen Osten begleitet. „Es gibt so viel Vielfalt in diesen Regionen, was ich für eine große Stärke halte. Viele Menschen aus dem Westen betrachten Asien und den Nahen Osten nur durch die Großstädte und entwickelten Volkswirtschaften, aber auch in den aufstrebenden Regionen gibt es so viele Möglichkeiten.“

Bei einer Reise nach Neuseeland traf Adam kürzlich den dortigen Finanzminister und scherzte mit typisch britischem Humor über die kulturellen Unterschiede – selbst zwischen diesen antipodischen „Vettern“. „Die Fähigkeit, sich geschickt und sensibel an die Besonderheiten verschiedener Kulturen anzupassen, ist für meinen Job entscheidend“, sagt er. Neben seinen Sprachkenntnissen und seiner internationalen Erfahrung hilft ihm vor allem sein Talent, sich schnell auf unterschiedliche kulturelle Kontexte einzustellen. „Ich habe keinen Kurs besucht“, sagt Adam, „ich glaube, es liegt mir einfach.“

Trotz seiner Arbeit mit einflussreichen Persönlichkeiten bleibt Adam bodenständig. „Ich bin fasziniert von der Natur und genieße es, zu reisen und dabei mit den ‚echten Einheimischen‘ in Kontakt zu kommen“, sagt er.

Zukunftspläne

Privat haben Adam und seine Frau, die ihn vor acht Jahren nach Singapur begleitete, gemeinsam mit ihrem adoptierten singapurischen Straßenhund – einem „Singapore Special“ namens Pepper – in der Stadt Wurzeln geschlagen. Obwohl er seine Familie in Großbritannien etwa einmal im Jahr besucht, ist Singapur inzwischen seine Heimat geworden. „Schöne Orte wie Australien, Japan und Südostasien sind oft attraktiver als das verregnete Großbritannien.“

Und was bringt die Zukunft? „Im Moment gibt es nichts, was mich dazu bewegen würde, etwas an meinem Leben zu ändern“, meint er. Adam sieht seine berufliche Zukunft darin, so viel wie möglich dazu beizutragen, dass die Kapitalmärkte auf der ganzen Welt positiv wirken. Es scheint, als habe er seinen Platz in der Welt gefunden.