24.01.2022

Im vergangenen Jahr gab es 219 Genossenschaftsgründungen – das sind 137 mehr als im stark gebeutelten Vorjahr. Zudem übertrifft das den Durchschnitt der letzten vier Jahre vor der Pandemie um fast 18 Prozent. „Das ist eine erfreuliche Nachricht und zeigt, dass Genossenschaften weiterhin eine beliebte Organisationsform von Menschen und Unternehmen sind, um gemeinsame Ziele leichter zu erreichen. Die positive Entwicklung ist umso bemerkenswerter, weil es weiterhin Kontaktbeschränkungen gibt, die sich negativ auf Versammlungen auswirken. Die sind für Genossenschaften aber essentiell“, erklärt Volkswirt Michael Stappel, der den jährlichen Genossenschaftsbericht erstellt. Auch die wirtschaftliche Unsicherheit sei weiterhin hoch. „Viele Gründer überlegen es sich aktuell zwei Mal, ob sich ein genossenschaftliches Geschäftsmodell auch wirklich trägt“, ergänzt Stappel.

Den größten Zuwachs gab es mit 122 Gründungen bei Dienstleistungsgenossenschaften, die sich zum Beispiel um Immobilienverwaltung kümmern oder ihre Mitglieder schulen und beraten. Am zweithäufigsten wurden Wohnungsgenossenschaften (26) gegründet. Gerade durch stark steigende Mieten in Ballungsgebieten erfreut sich dieses Genossenschaftsmodell seit Jahren hoher Beliebtheit.

Die früher stark nachgefragten Energiegenossenschaften haben bei der Neugründung in den letzten Jahren dagegen tendenziell abgenommen – 2021 wurden nur 16 ins Leben gerufen. Das sei laut Michael Stappel bedauernswert, weil Energiegenossenschaften einen großen Beitrag zur Akzeptanz der Energiewende leisten können. Der Rückgang sei vor allem auf verschlechterte Rahmenbedingungen zurückzuführen. „Bei Photovoltaik- und Windausschreibungen haben Genossenschaften heute kaum noch eine Chance – die Eigeninvestitionen sind in der Regel zu hoch. Deshalb muss es auch separate Ausschreibungen für kleinere Anlagen mit Bürgerbeteiligung geben“, sagt Stappel.