06.05.2025

Sonderumfrage: Mittelstand fürchtet vor allem indirekte Folgen der US-Zölle

  • Jeden zweiten Mittelständler beunruhigen die US-Zölle aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf seine Handelspartner. Über die direkten Effekte auf das eigene Geschäftsmodell machen sich deutlich weniger Unternehmen Sorgen.
  • Mögliche EU-Gegenzölle schüren Bedenken vor höheren Preisen amerikanischer Produkte.
  • Die USA bleibt jedoch für jeden fünften Mittelständler eine strategische Zielregion.

 

Die geplanten US-Zölle bergen für den deutschen Mittelstand vor allem das Risiko, dass seine Kunden und Lieferanten negativ betroffen sein könnten, etwa durch mögliche Preiserhöhungen der eigenen Produkte in den Vereinigten Staaten oder eine sinkende Nachfrage für Exporte in den US-amerikanischen Markt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.000 Inhabern und Geschäftsführern mittelständischer deutscher Unternehmen. Rund die Hälfte der Befragten rechnet mit indirekten nachteiligen Folgen der Handelsbarrieren durch belastete Lieferanten und Kunden. Das trifft insbesondere auf Unternehmen aus dem Metall-, Automobil- und Maschinenbau zu. Zwei Drittel der Befragten aus diesem Sektor erwarten, dass die Geschäfte ihrer Handelspartner durch die US-Zölle beeinträchtigt werden und sich dies nachteilig auf das eigene Geschäft auswirken wird.

Eine direkte Betroffenheit der US-Zölle auf Waren aus Europa erwarten hingegen nur 15 Prozent der Befragten. Wieder sind es insbesondere Unternehmen aus dem Metall-, Automobil- und Maschinenbau (33 Prozent) sowie aus der Elektrobranche (22 Prozent), die damit rechnen, dass die Handelsbeschränkungen ihre Geschäftstätigkeiten direkt beeinflussen, beispielsweise durch einen Nachfragerückgang ihrer Produkte in den USA, Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu Ländern mit geringeren Zöllen oder Margenverluste.

Sorge vor EU-Gegenzöllen

Stärker als von den eigentlichen US-Zöllen sieht sich der Mittelstand von möglichen Gegenzöllen der EU betroffen. Sollten diese eingeführt werden, rechnen 29 Prozent der Mittelständler damit, dass ihre Geschäftstätigkeiten beeinträchtigt wären, beispielsweise aufgrund höherer Einkaufspreise für Produkte aus den Vereinigten Staaten. Neben Unternehmen aus dem Metall-, Automobil- und Maschinenbau und der Elektroindustrie bangen auch überdurchschnittlich viele mittelständische Chemiefirmen und Händler um die negativen Konsequenzen.  

Die Sorge über höhere Einkaufspreise aufgrund der Gegenzölle könnte verfrüht sein.

Claus Niegsch, Branchenanalyst

„Die Sorge über höhere Einkaufspreise aufgrund der Gegenzölle könnte verfrüht sein“, schreibt Claus Niegsch, Branchenanalyst bei der DZ BANK, in der Studie. „Zwar dürften US-Güter dadurch teurer werden, doch könnten in Folge der Trumpschen Zölle Waren aus anderen Heimatländern, die eigentlich für den amerikanischen Markt bestimmt waren, nach Europa gelangen und hier die Preise senken.“

Konstantes Interesse am US-Markt

Auch nach der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sind die USA weiterhin für rund ein Fünftel der mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine strategische Zielregion. Das Interesse am amerikanischen Markt blieb über die vergangenen sechs Jahre, also bereits während der ersten Amtszeit von Donald Trump sowie der Präsidentschaft von Joe Biden, weitgehend konstant.

Verglichen mit Bidens letztem Amtsjahr gibt es aber bereits spürbare Unterschiede auf Branchenebene. Die USA wurden zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit für mittelständische Unternehmen im Metall-, Automobil- und Maschinenbau sogar etwas wichtiger. Aktuell sehen 46 Prozent der Befragten in diesem Sektor die USA als wichtigen Markt, im Frühjahr letzten Jahres waren es noch 40 Prozent. Die von Trump angedrohten US-Zölle haben auch den Handel bisher nicht abgeschreckt. Der Anteil der Unternehmen, die die USA als strategischen Wachstumsmarkt erkennen, stieg binnen eines Jahres von 11 auf 16 Prozent.

Hier können Sie die Studie downloaden.

 

Über die Sonderumfrage

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 06. bis 26. März 2025 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. Damals war zwar die Höhe der Zölle auf Güter aus der EU noch nicht bekannt, aber die Zollforderung von 25% für den Automobilsektor stand bereits im Raum. Außerdem galten seit 12. März bereits Zölle in Höhe von 25% auf Stahl und Aluminium. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen.

 

Mirja Lehleuter

Mirja Lehleuter

Pressesprecherin

(Firmenkunden, Kapitalmarkt)