Sonderbefragung: Mittelstand setzt trotz mauer Rahmenbedingungen weiter auf Deutschland
- Fast 80 Prozent der Unternehmen im Mittelstand können sich nicht vorstellen, Deutschland zu verlassen.
- Für nur acht Prozent kommt es in Frage, Standorte ins Ausland zu verlagern; fünf Prozent ziehen es in Erwägung, den Hauptsitz der Firma in ein anderes Land zu verlagern.
- Einzelne Abteilungen ins Ausland umzusiedeln, können sich immerhin 13 Prozent der Mittelständler vorstellen.
- Stefan Beismann, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs der DZ BANK: „Noch ist Deutschland bei den deutschen Unternehmen gesetzt.“
Der deutsche Mittelstand bleibt trotz aller Standortprobleme heimatorientiert. Daszeigt eine aktuelle Umfrage der DZ BANK unter mehr als 1.000 mittelständischen Geschäftsführern und Entscheidern. Zwar werden vielerorts Stimmen laut, dass der Wirtschaftsstandort zunehmend an Attraktivität verliert, und insbesondere größere Unternehmen investieren verstärkt in ihre ausländischen Standorte. Der Mittelstand wendet sich allerdings nicht von Deutschland ab.
Knapp 80 Prozent der mittelständischen Unternehmen können sich grundsätzlich nicht vorstellen, Deutschland als Unternehmensstandort ganz oder teilweise zu verlassen. Vor allem die Baubranche und der Dienstleistungssektor zeigen sich heimatverbunden – 87 Prozent wollen in Deutschland bleiben.
„Noch ist der Standort Deutschland beim Mittelstand gesetzt, aber nicht bedingungslos“, ordnet Stefan Beismann, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs der DZ BANK, ein. „Viele mittelständische Unternehmen wären flexibel genug, sich stärker in Richtung Ausland zu orientieren, wenn sich die Lage in Deutschland weiter verschärft. Dass sich die Firmen trotz aller Widrigkeiten noch so heimatverbunden zeigen, hängt auch mit der traditionell hohen Verantwortung des Mittelstands gegenüber den Mitarbeitenden und als Arbeitgeber in der Region zusammen.“
Dass sich die Firmen noch so heimatverbunden zeigen, hängt auch mit der traditionell hohen Verantwortung des Mittelstands als Arbeitgeber in der Region zusammen.
Teile der Firma ins Ausland zu verlagern für einige Mittelständler denkbar
Insgesamt können sich aktuell nur acht Prozent der Unternehmen vorstellen, ganze Standorte ins Ausland zu verlagern. Im Ernährungsgewerbe ist die Bereitschaft dazu mit 16 Prozent etwas stärker ausgeprägt. Insgesamt können sich nur fünf Prozent der Unternehmen vorstellen, gar ihren Hauptsitz ins Ausland zu verlagern. Der Agrarsektor ist hierfür etwas offener als der Durchschnitt aller Unternehmen: Knapp jeder Zehnte würde sein Kerngeschäft ins Ausland verlegen. Zum Vergleich: In der Baubranche kommt das nur für zwei Prozent der Mittelständler in Frage. Dabei gilt: Je höher der Umsatz eines Unternehmens ist, desto offener ist es tendenziell für einen solchen Schritt.
Immerhin: Die Verlagerung einzelner Abteilungen an ausländische Standorte ist für rund 13 Prozent der Mittelständler eine Überlegung wert, sofern dies nötig wäre – etwa aus Kostengründen oder aufgrund von bürokratischen Hemmnissen. In der stark von den Energiekosten abhängigen Chemiebranche denkt sogar mehr als jeder Fünfte über diesen Schritt nach. Auch hierzu sind größere Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz ab 50 Millionen Euro tendenziell eher bereit.
Bürokratie, Infrastruktur und Planungssicherheit deutlich verbesserungswürdig
Dabei vergibt der Mittelstand dem Wirtschaftsstandort Deutschland nur mittelmäßige Noten. Die Internet-Infrastruktur wird auf einer Skala von 1 bis 6 durchschnittlich mit 3,5 bewertet, die für viele Firmen so wichtige Planungssicherheit für Investitionen mit 3,3. Als Forschungsstandort bekommt die Bundesrepublik immerhin noch die Durchschnittsnote 3,0. Ein verheerendes Zeugnis erhalten die deutschen Behörden: Deren Effizienz benotet der Mittelstand mit 4,4, die Digitalisierung sogar nur mit 4,5.
Hier können Sie die Studie downloaden.
Über die Sonderumfrage
Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 11. September bis 10. Oktober 2024 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen.
