07.07.2025

Mittelstandsumfrage: Kostensenkung steht bei Zukunftsinvestitionen im Vordergrund

  • 90 Prozent der Mittelständler planen weiterhin in Zukunftsprojekte zu investieren; aber Maßnahmen zur Kostenreduktion stehen im Vordergrund
  • Nachhaltigkeit und Mitarbeiterentwicklung haben als Investitionsziele deutlich an Relevanz verloren
  • Kostenbelastung am Standort Deutschland ist Haupthindernis für weitere Zukunftsinvestitionen

Der deutsche Mittelstand will weiterhin in seine Zukunftsfähigkeit investieren. Das zeigt eine repräsentative Sonderbefragung der DZ BANK unter mehr als 1.000 Geschäftsführern und Entscheidern mittelständischer Unternehmen. Demnach planen 90 Prozent von ihnen, in Projekte zu investieren, die ihr Unternehmen für die Zukunft rüsten. 37 Prozent der Befragten möchten ihr Budget dafür „leicht“ erhöhen und 11 Prozent kalkulieren sogar eine „deutliche“ Mittelerhöhung ein. Damit liegt die Bereitschaft für Zukunftsinvestitionen trotz der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage im Vergleich zu 2023 unverändert hoch – aber mit veränderten Schwerpunkten bei den Investitionszielen.

In diesem Jahr stehen Maßnahmen im Vordergrund, mit denen unmittelbar oder nachgelagert Kosten eingespart werden. So zahlen die drei wichtigsten Zukunftsfelder der jüngsten Umfrage „Digitalisierung“, „Effizienz“ sowie „Automatisierung“ auf die Wirtschaftlichkeit von Prozessen und Projekten ein. Beim Top-Thema Digitalisierung geben 61 Prozent der Befragten an, die Investitionen in diesen Bereich erhöhen zu wollen. Mit einem Anstieg um 7 Prozentpunkte im Vergleich zum Frühjahr 2023 hat die Relevanz deutlich zugenommen. Besonders gravierend ist diese Steigerung mit 16 Prozentpunkten aber bei Investitionen in die Effizienzsteigerung (Frühjahr 2025: 53 Prozent; Frühjahr 2023: 37 Prozent). Bei der Prozessautomatisierung nahm die Anzahl der Befragten, die hierfür eine Budgeterhöhung planen, um 3 Prozentpunkte auf 49 Prozent zu.  

Das Bild stellt ein Balkendiagramm dar, das den Anteil von Befragten zeigt, die Investitionen in verschiedene Zukunftsprojekte tätigen wollen. Diese Projekte sind kategorisiert in:

1. **Digitalisierungsprojekte (neue Technologien/KI)**: Dies zeigt den höchsten Investitionsanteil sowohl im Frühjahr 2023 als auch im Frühjahr 2025.
   
2. **Effizienzverbesserung**: Dies ist die zweitmeist genannte Investitionskategorie.
   
3. **Prozessverbesserung**: Diese Kategorie zeigt ebenfalls signifikante Investitionen.
   
4. **Mitarbeiterbildung**: Das Diagramm deutet auf eine überdurchschnittliche Investitionsbereitschaft hin.
   
5. **Umweltmanagement/Nachhaltigkeit**: Diese Kategorie weist ebenfalls einen signifikanten Anteil an geplanten Investitionen auf.
   
Der Vergleich zwischen den Zeiträumen im Frühjahr 2023 und Frühjahr 2025 wird durch die Farbcodierung in blauen und orangenen Balken verdeutlicht. Insgesamt weist das Diagramm auf die Tendenz hin, dass mehr Investment in digitale Transformationsprojekte und Technologiefortschritt geplant ist, wobei der Anteil für das Jahr 2025 generell höher ist als für das Jahr 2023, was einen Fokus auf langfristiges Wachstum und Entwicklung widerspiegelt.

Gleichzeitig zählen hohe Kosten zu den größten Investitionshemmnissen: Rund zwei Drittel der Unternehmen geben die hohe Kostenbelastung als Hauptgrund gegen höhere Zukunftsinvestitionen an – das ist ein Plus von 8 Prozentpunkten im Vergleich zu vor zwei Jahren. Bemerkenswert ist, dass die befragten Unternehmen den Themen Nachhaltigkeit und Mitarbeiterentwicklung erheblich weniger Relevanz beimessen als im Frühjahr 2023. Wollten vor zwei Jahren noch 45 Prozent der Befragten mehr Geld in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter investieren, planen dies heute nur noch 33 Prozent. In puncto Umweltmanagement und Nachhaltigkeit sind nur noch 34 Prozent der Mittelständler bereit, eine Budgeterhöhung einzuplanen (Frühjahr 2023: 49 Prozent).  


Digitalisierungsprojekte stehen im Fokus

Mittelständische Unternehmen priorisieren derzeit Digitalisierungsprojekte, neue Technologien und Künstliche Intelligenz. Investitionen in diesen Bereich sind notwendig, damit Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind. Gleichzeitig tragen diese in der Regel zur Einsparung von finanziellen und personellen Ressourcen bei. In Zeiten des demografischen Wandels ist das besonders brisant, da somit der altersbedingte Fachkräftemangel kompensiert werden kann. Die Umfrage zeigt deutlich, dass Digitalisierung nicht in allen Branchen gleichermaßen anwendbar ist. So spielen auf dem Bau Investitionen in dieses Zukunftsfeld eine vergleichsweise geringe Rolle, während im Handel und im Dienstleistungssektor 72 Prozent beziehungsweise 70 Prozent die Digitalisierung ihrer Geschäftstätigkeiten als besonders wichtig erachten.


Nachhaltigkeit und Mitarbeiterentwicklung verlieren an Relevanz

Angesichts multipler Krisen und einer anhaltend schwächelnden Wirtschaft werden Themen wie Mitarbeiterentwicklung und Nachhaltigkeit anders priorisiert als noch vor zwei Jahren. Hier lohnt sich eine differenzierte Betrachtung.

„Im Bereich Nachhaltigkeit haben Unternehmen schon viele Investitionen getätigt, die heute Früchte tragen. Die Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung wurden unter anderem durch die derzeit steigenden Erwerbslosenzahlen in den Hintergrund gedrängt. Der demografische Wandel und der dadurch zunehmende Fachkräftemangel dürfte dem Thema in den kommenden fünf bis zehn Jahren aber wieder Aufschwung verleihen“, ordnet Stefan Beismann, Leiter des Zentralbereichs Firmenkunden und designiertes Vorstandsmitglied der DZ BANK die Entwicklungen ein.

 

Hohe Kostenbelastung hemmen Unternehmen bei Zukunftsinvestitionen

Als größtes Investitionshemmnis gilt die hohe Kostenbelastung am hiesigen Standort – wie zwei Drittel der Befragten angeben. Damit verzeichnet dieser Faktor einen Anstieg von 8 Prozentpunkten im Vergleich zum Frühjahr 2023. Auch die zu hohen bürokratischen Hürden hindern immerhin 62 Prozent der Befragten daran, Budget für Zukunftsprojekte aufzuwenden. Vor zwei Jahren waren fehlende Fachkräfte dagegen noch die meistgenannte Hürde für höhere Zukunftsinvestitionen. 58 Prozent der Befragten hielt dieser Aspekt vor zwei Jahren davon ab, noch höhere Investitionen in Zukunftsprojekte zu tätigen – heute beläuft sich dieser Wert auf 44 Prozent, 14 Prozentpunkte weniger.

„Es besteht die Gefahr, dass die hohe Kostenbelastung hierzulande die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland gefährdet. Deshalb ist die geplante Steuerreform der Bundesregierung grundsätzlich zu begrüßen. Die bisher angekündigten Maßnahmen können aber nur der erste Schritt sein. Die Herabsetzung der Körperschaftssteuer in Mäuseschritten bis 2032 ohne weitere Reformen, die beispielsweise auch die Gewerbesteuer beinhalten, wird die Kosten für deutsche Unternehmen keinesfalls hinreichend senken“, sagt Stefan Beismann.

Die Studie können Sie hier downloaden.

 

Über die Sonderumfrage

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 06. März bis 26. März 2025 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen.

 

Susanna Herbert

Susanna Herbert

Pressesprecherin

(Personal, Kultur)