Sonderbefragung: Mittelstand muss sich durch Energiekrise neu ausrichten
- Als Folge der Energiekrise müssen sich 25 Prozent der Mittelständler umstrukturieren. Keine Branche kann sich den Auswirkungen entziehen.
- Vier von fünf Unternehmen sind mit massivem Margendruck konfrontiert – vor einem Jahr betraf das nur jedes Zweite.
- 12 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, Mitarbeiter entlassen zu müssen.
- Stephan Ortolf, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs: „Mittelstand befindet sich kostenseitig im Dilemma.“
Im deutschen Mittelstand wird es angesichts der Energiekrise kein „weiter so“ geben. Das zeigt eine repräsentative Sonderbefragung der DZ BANK unter mehr als 1.000 Geschäftsführern und Entscheidern zu den Auswirkungen der stark gestiegenen Preise sowie einer möglicherweise drohenden Energieknappheit. Ein erheblicher Anteil der Firmen ist so schwerwiegend getroffen, dass sie einschneidende Veränderungen im Unternehmen anstoßen müssen, um weiterhin erfolgreich wirtschaften zu können.
So steht aktuell rund jeder vierte Mittelständler vor einer Umstrukturierung des Unternehmens. 17 Prozent rechnen mit einer Veränderung des Geschäftsmodells und 16 Prozent gar mit einer Schließung einzelner Geschäftsbereiche. Besonders stark betroffen ist das Ernährungsgewerbe, in dem bereits jeder Dritte mit Anpassungen rechnet. Insgesamt zeigt die Befragung allerdings, dass es keine Branche mehr gibt, die sich den Auswirkungen der Energiekrise noch entziehen kann.
„Eine der großen Stärken des Mittelstands ist dessen Wandlungsfähigkeit, um auch in Zeiten sich verändernder Rahmenbedingungen ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu wahren“, sagt Stephan Ortolf, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs der DZ BANK. „Die Entschlossenheit, mit der viele Unternehmen jetzt auf die Energiekrise reagieren, stimmt mich optimistisch für die kommenden Monate.“
Grund für die Notwendigkeit, die Strukturen anzupassen, ist der massiv gestiegene Margendruck. Vier von fünf Mittelständlern bereitet dies große Sorgen – vor rund einem Jahr war das lediglich bei der Hälfte der Firmen der Fall. Auch hier ist die Lage im Ernährungsgewerbe besonders angespannt: Bei 93 Prozent der Unternehmen sind die Margen unter Druck geraten. Aber auch die Chemieindustrie (86 Prozent) und der Metall-, Automobil- und Maschinenbausektor (83 Prozent) sind überdurchschnittlich stark betroffen. In vielen Branchen droht ein Ausweichen auf andere Produktionsstandorte.
Auch was das Thema Stellenabbau anbelangt, ist das Ernährungsgewerbe trauriger Spitzenreiter. Jede fünfte Firma rechnet damit, bedingt durch die Energiekrise Mitarbeiter entlassen zu müssen. Im Branchendurchschnitt sind es 12 Prozent. Auffällig ist, dass die ostdeutschen Bundesländer tendenziell eher zu Entlassungen gezwungen sind – dort planen 17 Prozent der Unternehmen Entlassungen – als westdeutsche (10 Prozent).
„Dass vor allem die Mittelständler in strukturschwachen Regionen zum Stellenabbau gezwungen sind, ist in Zeiten des Fachkräftemangels besonders bedenklich“, sagt Stephan Ortolf. „Im Gastgewerbe hat sich während der Pandemie gezeigt, dass sich entlassene Mitarbeiter nach der Krise nicht einfach ersetzen lassen. Der Mittelstand befindet sich kostenseitig in einem Dilemma.“
Um Entlassungen möglichst zu umgehen, plant jedes fünfte Unternehmen, seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Auch die Belegschaft zurück ins Home Office zu schicken, ist bei jedem Fünften eine Option, um Betriebskosten in den Firmengebäuden einzusparen. Ostdeutsche Mittelständler setzen dabei tendenziell eher auf Kurzarbeit, während ihre Kollegen aus den westdeutschen Bundesländern eher die Home Office-Variante favorisieren.
Die Studie können Sie auf unserer Firmenkundenwebseite downloaden.
Über die Sonderumfrage
Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 12. September bis 17. Oktober 2022 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen.