„Die Bank ist heute vielfältiger als vor 20 Jahren“ – DZ BANK Arbeitsdirektor Johannes Koch im Interview
Seit 2013 ist Johannes Koch in der DZ BANK. Er war Bereichsleiter in der Strategie- und Konzernentwicklung und zuvor in Konzern-Finanzen. Seit Jahresbeginn ist er Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektor. Warum er sich damals für die DZ BANK entschieden hat, wie er die Kultur in der Bank wahrnimmt und was sie aus seiner Sicht besonders macht, erzählt er im Interview.
Johannes, wie waren Deine ersten Wochen als Vorstand?
Johannes Koch: Spannend. Man könnte meinen, dass man ein Unternehmen nach mehr als zehn Jahren schon ganz gut kennt. Die Bank nun aber in der Vorstandsrolle wahrzunehmen, ist eine ganz neue Erfahrung. Werkstattbesuche im Dezernat, Treffen mit den Mitbestimmungsgremien, Austausch mit der Aufsicht, Kundentermine und der Dialog mit Mitarbeitenden und Führungskräften haben meine ersten Wochen geprägt. Auch das Vorstandsteam habe ich noch mal anders kennengelernt. Vielen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen für den offenen und herzlichen Empfang.
Wie würdest Du die DZ BANK beschreiben?
Die DZ BANK ist ein toller Arbeitgeber. Uns zeichnet aus, dass wir offen für alle sind, dass hier jeder seinen Platz hat und dass wir eine Gemeinschaft sind. Das ist für ein Unternehmen, das in den zurückliegenden Jahren mehrere große Fusionen verarbeitet hat, keine Selbstverständlichkeit. Als ich vor gut zehn Jahren in der Bank angefangen habe, spielten die Fusionserfahrungen von 2001/2002 noch eine große Rolle. Viele Kolleginnen und Kollegen sagten mir unaufgefordert „ich komme aus der alten DG Bank“ oder „ich komme aus der SGZ“. Was 2016 von der Fusion der „alten DZ BANK“ mit der WGZ Bank überlagert wurde. Mit der Verbund- und Geschäftsbank haben wir eine neue, gemeinsame Basis, die sich in den letzten Jahren unternehmerisch auch sehr gut entwickelt hat. Wir sind seit 2019 jedes Jahr gewachsen. Wir sind aber auch erfolgreich, weil wir für 5.800 Menschen ein Umfeld und eine Unternehmenskultur bieten, für die es sich lohnt zu arbeiten.
Was macht diese Unternehmenskultur Deiner Meinung nach aus?
Die Menschen hier haben ein hohes Engagement für die Sache. Ich glaube, das hängt auch mit der genossenschaftlichen Idee zusammen. Dass Menschen, wenn sie etwas gemeinsam anpacken, mehr erreichen können. Das Gemeinschaftliche ist ein Wert, den wir teilen, der uns zusammenhält. Er geht über das rein Monetäre und den unternehmerischen Erfolg hinaus. Und das Schöne ist, dass dieses Wertegerüst Menschen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichen Alters verbindet. Unabhängig davon in welcher Einheit der Bank wir arbeiten – damit können wir uns alle positiv identifizieren, bewusst oder unbewusst.
Ich glaube auch, dass die Corona-Pandemie ein zusätzlicher Katalysator war. Wie wir auf diese Herausforderung reagiert haben, hat nicht nur gezeigt, dass wir innovativ, agil und beweglich sind – wir waren davon auch selbst überrascht. Seitdem nehme ich wahr, dass der ‚Spirit‘ in der DZ BANK ein anderer geworden ist.
Das genossenschaftliche Wertegerüst verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichen Alters. Unabhängig davon in welcher Einheit der Bank wir arbeiten – damit können wir uns alle positiv identifizieren, bewusst oder unbewusst.
Hat Dich diese Werteorientierung vor zehn Jahren dazu bewogen, zur DZ BANK zu kommen?
Es war eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Es war die Neugier, eine neue berufliche Herausforderung anzugehen. Es waren aber auch die Menschen, die ich während der Bewerbungsphase kennenlernen durfte. Ohne dass sie es bewusst aussprechen mussten, habe ich wahrgenommen, dass ‚zusammen geht mehr‘ nicht nur eine leere Worthülse ist, sondern tatsächlich gelebt wird. Und damit kann ich mich zu 100 Prozent identifizieren.
Ich bin kirchlich sozialisiert und habe dadurch sehr früh in meinem Leben Werte mitbekommen, die im Kern durch eine positive Grundeinstellung zum Menschen geprägt sind. Sich mit seinen Fähigkeiten entfalten zu können und dafür Wertschätzung zu erhalten, ist was diese Grundeinstellung ausmacht. Die DZ BANK habe ich auch als einen Ort kennengelernt, wo das möglich ist. Vielleicht stärker oder anders als in anderen Unternehmenskulturen.
Welche großen Themen oder Herausforderungen siehst Du im Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren?
Der demografische Wandel ist sicherlich die größte Herausforderung für Unternehmen. In einem immer enger werdenden Markt ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, Talente anzuziehen und an sich zu binden, wird für den unternehmerischen Erfolg entscheidend sein. Was bislang noch zu wenig thematisiert wird: Die große Aufgabe liegt darin, Menschen unterschiedlicher Prägungen zusammen zu bringen – im Miteinander und nicht gegeneinander. Die GenZ hat andere Erwartungen an das Arbeitsleben und einen Arbeitgeber als vorherige Generationen. Diese Unterschiede werden in Zukunft noch größer. Die Unternehmenskultur muss unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen miteinander vereinen können. Sie muss einen integrativen Charakter haben.
Gleichzeitig werden wir ein noch höheres Bedürfnis nach Individualisierung sehen, was sich in der weiteren Flexibilisierung von Lebens- und Arbeitsmodellen niederschlägt. Das betrifft nicht nur die GenZ, sondern alle Generationen. Zum Beispiel auch bei den sogenannten „Silver Agern“ – Mitarbeitenden im späteren Verlauf ihres Berufslebens. Hier gibt es durchaus einige, die gerne über das Renteneintrittsalter hinaus beschäftigt bleiben wollen.
Die Unternehmenskultur muss unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen miteinander vereinen können. Sie muss einen integrativen Charakter haben.
Wie könnte das bei uns in der Bank aussehen?
Wir beschäftigen uns aktuell damit, welche Modelle wir anbieten können. Denn das Know-how der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ist wertvoll, vor allem angesichts des Fachkräftemangels.
Die Konkurrenz um Fachkräfte wird immer größer – das stellt auch neue Anforderungen an uns. Was macht die DZ BANK denn zu einem attraktiven Arbeitgeber?
Es ist eigentlich einfach: Wir wollen ein guter, attraktiver Arbeitgeber für alle sein. Gleichzeitig ist es eine komplexe Aufgabe, denn die Bank ist, wie die Gesellschaft, natürlich deutlich vielfältiger als vor 20 Jahren. Und das ist auch gut so. Es ist uns auch im Vorstand ein Anliegen, Initiativen zu unterstützen, die die Vielfalt in unserer Bank sichtbar machen – zum Beispiel „Prout at Work“.
Unser Wertefundament hilft uns; ein Umgang auf Augenhöhe und Wertschätzung prägen unsere Unternehmenskultur. Das können wir natürlich einfach behaupten. Dass uns das aber auch offensichtlich ganz gut gelingt, zeigt sich nicht nur im jährlichen PulsCheck, sondern auch auf öffentlichen Portalen wie kununu, wo Mitarbeitende das ganz konkret bewerten können. Wir wurden erst kürzlich erneut als „kununu Top Company“ ausgezeichnet. Dazu zählen Unternehmen mit den besten Bewertungen auf dem Portal. Und auch zahlreiche weitere renommierte Auszeichnungen wie etwa als „Fair Company“, die vor allem für den Umgang mit Berufseinsteigern und Young Professionals steht, zeigen, dass wir ein Arbeitsumfeld bieten, in dem die Kolleginnen und Kollegen gerne arbeiten. Und übrigens auch gerne darüber sprechen: Jeder Mitarbeitende ist ein Markenbotschafter und viele engagieren sich, um Menschen für die DZ BANK als Arbeitgeber zu begeistern. Das hilft uns auch ganz praktisch im Recruiting. Mitarbeiterempfehlungen und Social Media sind mit Abstand unsere wichtigsten Recruiting-Kanäle.
Generative KI ist aktuell in aller Munde. Wird sie auch den Arbeitsmarkt oder die Personalarbeit beeinflussen?
Davon bin ich überzeugt – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Generative KI ist ein Instrument, das uns hilft, bestimmte Tätigkeiten schneller und effizienter zu erledigen. Sie wird Menschen nicht ersetzen, aber sie kann Freiräume für andere Tätigkeiten mit einem höheren Mehrwert schaffen. Das trifft auch für die Personalarbeit zu. Beispielsweise im Recruiting-Prozess, bei der Suche nach geeigneten Kandidaten etwa. Generative KI wird aber den persönlichen Kontakt nie ersetzen. Am Ende arbeiten hier Menschen miteinander und nicht Maschinen.
Auf der anderen Seite verändern sich durch generative KI die Profile. Menschen, die wir in fünf Jahren einstellen, müssen Fähigkeiten mitbringen, die wir heute so noch nicht im Fokus haben. Die Qualifikation, präzise und gute Prompts zu schreiben, wird immer wichtiger werden. Das Schöne ist: Wir haben in der Bank mit DZ Chat bereits ein tolles Tool, das uns ermöglicht, KI in unseren Arbeitsalltag zu integrieren und diese Fähigkeiten zu erlernen.
Nutzt Du generative KI selbst?
Meine Lieblingskolumne im Moment ist der „Prompt der Woche“ dienstags in der FAZ. Da werden immer unterschiedliche Fragestellungen und Prompts vorgestellt. Es macht mir unheimlich Spaß, die dann auch mal selbst auszuprobieren und zu sehen: es funktioniert tatsächlich.