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23.07.2021

Flut-Helfer: „Ich weiß, dass ich in dieser Zeit etwas Gutes getan habe“

Hunderte freiwillige Helfer beteiligen sich in diesen Tagen in den Hochwassergebieten an den Aufräumarbeiten nach der Flut – darunter auch Kolleginnen und Kollegen aus der DZ BANK. Wie Elmar Thöne, der in Frankfurt im Bereich KIAE-Aktienemissionen arbeitet. Oder Sebastian Ahlburg, PAYM-SEPA Clearing in Düsseldorf, der als Gruppenführer bei der Feuerwehr Velbert mit seinen Kameraden stark in die unwetterbedingten Einsätze eingebunden war. Wir haben nachgefragt, welche Eindrücke sie mitgenommen haben.

Herr Thöne, Sie wohnen in der Nähe von Frankfurt. Wie kam es dazu, dass Sie im Hochwassergebiet geholfen haben?

Das war ganz spontan. Eigentlich hatte ich für's Wochenende eine Motorradtour geplant. Meine Familie kommt aus der Eifel aus Myrlenbach, einem kleinen Ort im Kylltal zwischen Gerolstein und Trier. Mich erreichte dann der Hilferuf von meiner Tante und meinem Onkel, beide schon Mitte achtzig, dass bei Ihnen auch das Wasser durch das Haus gelaufen ist - in einer Höhe von über einem Meter. Das Haus ist 200 Jahre alt, hat keinen Keller, aber noch Stallungen.

Was hat Sie dort erwartet?

Alles war voll mit Schlamm und Wasser. So etwas konnte ich mir bislang nicht vorstellen. Diesen beschaulichen, kleinen Ort mit rund 1000 Einwohnern habe ich schon als Kind kennengelernt. Und dann herrscht dort das große Chaos. Alle Einwohner waren betroffen. Aber es war auch eine große Solidarität spürbar. Jeder hat angepackt.

Was musste getan werden?

Das Wasser bringt Schlamm und Geröll mit. Im Haus war alles verschlammt, ungefähr einen halben Meter hoch. Der Schlamm musste raus. Denn wenn das trocknet, geht gar nichts mehr. Erst danach war es möglich, das komplett beschädigte Mobiliar vom Fußboden bis zu den Schränken abzubauen und zu entsorgen.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Die Solidarität unter den Leuten im Ort. Jeder, der mit seinem Haus fertig war, machte gleich beim Nachbarn weiter. Beeindruckt hat mich insbesondere die Hilfsbereitschaft der Bundeswehr.

Was sind momentan die dringlichsten Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort?

Niemand in diesem Ort hat eine Elementarversicherung. Jeder muss deshalb mit dem Schaden an seinem Objekt zurechtkommen. In alle betroffenen Häusern - und glücklicherweise ist kein Haus eingestürzt - ist alles beschädigt - von der Heizung bis zum Kühlschrank und alle Möbel. Handwerker und Materialien stehen nur begrenzt zur Verfügung, und das wird auch auf längere Sicht so sein. Klar ist, dass viele nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, um das alles wieder herzustellen.

Herr Thöne, wie haben Sie das Wochenende überstanden?

Es war tatsächlich nicht nur körperlich sehr anstrengend. Die seelische Belastung spüre ich, verkrafte das Ganze aber, weil ich weiß, dass ich in dieser Zeit etwas Gutes getan habe.

Hochwasser in Myrlenbach
Hochwasser in Velbert

Herr Ahlburg, Sie waren vor Ort, als das Wasser kam. Wie müssen wir uns das vorstellen?

Es ist schwer zu beschreiben. Das habe ich so in meiner Karriere in der Feuerwehr noch nie erlebt - und ich habe die schweren Stürme Kyrill und Ela schon mitgemacht. Das Ausmaß ist erschreckend, gerade bei uns im Ort, der etwas tiefer liegt als andere Stadtteile. Wir Einsatzkräfte wollen immer den Menschen helfen, in jeder Situation. Wenn solche Wassermassen kommen, sind wir aber machtlos.

Wie sah Ihr Hilfseinsatz aus?

Als Fahrzeugführer auf einem Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwehr Velbert war ich in der Akutsituation im Ort unterwegs. Wir mussten Menschen aus Fahrzeugen bergen, die zu ertrinken drohten, oder Personen aus Häusern evakuieren. Das Keller-Auspumpen - im Nachgang - gehörte natürlich auch dazu.

Was war die größte Herausforderung?

Zu jeder Zeit den Überblick zu behalten. Das war sicherlich die größte Herausforderung, um die Menschen aus den Gefahrensituationen zu evakuieren und letztlich auch alle zu beruhigen.

Welche Eindrücke werden Sie nicht vergessen?

Die Wassermassen in einer Altstadt, in der Straßen wie Flüsse ausgesehen haben.

Wie kann man den betroffenen Menschen am besten helfen?

Tatsächlich mit gezielten Geldspenden. Viele Menschen haben spontan Sachspenden abgegeben, die aber leider nicht wirklich abgefragt werden. In unserer Stadt haben wir deshalb für die Betroffenen einen Wunschbaum aufgestellt, da jetzt erst einmal nur ganz bestimmte Dinge gebraucht werden, wie etwa Betten oder Schränke.

Wie geht es weiter im Ort?

Aktuell sind noch einige Bürger-Hilfsteams aktiv, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und der Feuerwehr. Sie unterstützen die Betroffenen etwa mit Botengängen oder mit der Lieferung von Getränken. Wir selber von der Feuerwehr sind betroffen, da auch unser Standort überflutet war. Mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft sind wir noch ein paar Tage beschäftigt. Da ist noch einiges zu tun.

Herr Ahlburg, wie verkraftet man so einen anstrengenden Einsatz?

Durch Gespräche und Ruhe im Nachgang. Sich Zeit zu nehmen, um das alles auch Revue passieren zu lassen. Mir hilft meine Arbeit, die mich auch gedanklich von dem Geschehen ablenkt.