17.11.2023

Genossenschaftsbericht 2023: Energiegenossenschaften als Wachstumsmotor

Genossenschaftsstatistiker Michael Stappel

„Die Energiewende braucht das genossenschaftliche Modell, um breite Bevölkerungsschichten aktiv einzubeziehen”, sagt Michael Stappel, Genossenschaftsstatistiker und Leiter Makroökonomik/Branchenresearch bei der DZ BANK. Er zeigt sich optimistisch hinsichtlich des steigenden Trends bei der Gründung von Energiegenossenschaften. Im ersten Halbjahr 2023 wurden bereits 30 neue Energiegenossenschaften gegründet, nach 42 im gesamten Vorjahr. Stappel sieht darin den möglichen Beginn eines neuen Gründungsbooms in diesem Sektor. Er betont die Rolle der Energiegenossenschaften als „Wachstumsbranche” innerhalb der Genossenschaftsorganisation: „Mit fast 1.000 Energiegenossenschaften, die seit 2008 gegründet wurden, könnte das genossenschaftliche Modell einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.“

Großteil der Neugründungen sind Dienstleistungsgenossenschaften
Die Gesamtzahl der Genossenschaftsneugründungen hielt auch im ersten Halbjahr 2023 ein hohes Niveau. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 153 neue Genossenschaften gegründet. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit wäre es sogar ein Anstieg von rund 50 Prozent. Erneut entfiel ein Großteil der Gründungen mit 86 auf „sonstige Dienstleistungsgenossenschaften“. Dagegen gingen Neugründungen bei den Wohnungsgenossenschaften mit insgesamt 11 leicht zurück. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung bei den Neugründungen wird die Gesamtzahl der Genossenschaften in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich leicht auf rund 7.750 sinken. Dies ist jedoch weitgehend auf den Strukturwandel in Landwirtschaft und Handwerk sowie auf Fusionen bei Kreditgenossenschaften zurückzuführen.

Weiterhin mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland
Die Deutsche Genossenschaftsorganisation bleibt mit über 22 Millionen Mitgliedern die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation in Deutschland. Genossenschaften sind auch wichtige Arbeitgeber in Deutschland. Ende 2022 arbeiteten über eine Million Menschen in der Genossenschaftsorganisation. Das ist etwas mehr als im Vorjahr. Der Beschäftigungszuwachs findet vor allem im Lebensmitteleinzelhandel statt. „In schwierigen Zeiten beweisen Genossenschaften ihre Stabilität und Zuverlässigkeit”, betont Stappel. „Sie sind und bleiben ein wichtiger Akteur in der deutschen Wirtschaft und spielen eine entscheidende Rolle bei der Energiewende, wenn es darum geht, die Bevölkerung aktiv beim Ausbau erneuerbarer Energien einzubinden.”

Eine Leseprobe des Genossenschaftsberichtes 2023 finden Sie hier.

Uwe Wulf