Page 9 - Initiativbanking
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Die neue Bundesregierung darf sich über viel Rückenwind freuen: Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben gut. Auch und gerade, weil sich die konjunkturelle Situation in vielen Nachbarstaaten verbessert. Die Researchexperten der DZ BANK analysieren das kommende Jahr.
Den Bewohnern Jamaikas wird eine legendäre Gelassenheit nachge- sagt. Doch den wahren Preis für ihre Coolness haben sich wohl die Unter- nehmer in Deutschland verdient. Weder die Debatten vor dem 24. September noch die Koalitionsgespräche von Schwarz, Gelb und Grün können oder konnten die Zuver- sicht und Investitionsfreude des deutschen Mittelstands nachhaltig trüben.
Überhaupt, das belegt eine Auswertung durch die Researchexperten der DZ BANK, zeigten sich die deutschen Unternehmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten weit- gehend unbeein usst von Stimmungen und Strömungen während eines Wahl- kampfs. „Das Geschäftsklima reagiert allen- falls, wenn eine neue Wirtschafts- und Fi- nanzpolitik letztendlich direkte Auswirkun- gen auf die Unternehmen hat“, sagt Stefan Bielmeier, Chefsvolkswirt der DZ BANK. Die meisten denkbaren Regierungskonstel- lationen haben mittlerweile ihren Schre- cken für die große Mehrheit der Unterneh- men verloren.
VIEL GRUND ZUR ZUVERSICHT
Gleichwohl sollten die Kanzlerin und ihr neues Kabinett die ungebrochen gute Stim- mung bei den Unternehmen nicht zum An- lass nehmen, die Hände in den Schoß zu le- gen. Gerade bei den Themen Fachkräfte- mangel und Digitalisierung erwarten Mit- telständler wirksame Unterstützung durch die Politik. Die beiden Handlungsfelder be- dingen längst einander, wie eine Umfrage der DZ BANK jetzt an den Tag brachte: Weil Fachkräfte fehlen, können viele Unterneh- men geplante Digitalisierungsprojekte
nicht oder nicht im gewünschten Ausmaß umsetzen (siehe dazu den Beitrag auf Seite 22). DZ BANK Firmenkundenvorstand Ste- fan Zeidler wertet dies als Alarmsignal: „Wenn der Fachkräftemangel das Geschäft der Unternehmen bremst und Zukunftsin- vestitionen verhindert, ist der Wirtschafts- standort Deutschland gefährdet.“
Die gute Nachricht: Ungeachtet des großen politischen Handlungsbedarfs bei den The- men Fachkräftemangel, Digitalisierung, aber auch Bildung und Bürokratieabbau bleibt die wirtschaftliche Verfassung des Landes sehr gut. Auch das kommende Jahr verspricht nach den Prognosen von Stefan Bielmeier ein solides wirtschaftliches Wachstum. „Die Konjunktur be ndet sich in einer robusten Verfassung“, sagt der Chefvolkswirt. Für 2018 erwartet er beim Bruttoinlandsprodukt ein Wachstum von 2,0 Prozent, für 2019 sogar einen Zuwachs von 2,1 Prozent. Und Bielmeier geht noch einen Schritt weiter: „Die Chancen sind ge- stiegen, dass die Wirtschaft noch deutlich robuster wachsen könnte.“ Dafür ist vor al- lem die Erholung in vielen europäischen Nachbarstaaten verantwortlich. Wenn in- ternationale Risiken wie verschärfte Han- delsbeschränkungen durch die US-Regie- rung nicht eintreten, liegen laut DZ BANK Research in den nächsten zwei Jahren so- gar Wachstumsraten von bis zu 2,5 Prozent im Bereich des Möglichen. Das ist Vertrau- ensvorschuss und Verp ichtung für die neue Regierung zugleich.
Die Detailprognosen für 2018 lesen Sie auf der nächsten Seite.
INITIATIVBANKING 4/2017
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