Page 11 - Initiativbanking
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MARKT
GREEN BONDS
GRÜN IST TRUMPF
Der Klimawandel führt auch am Kapitalmarkt zum Umdenken. Investoren und maßgebliche Emittenten wie die DZ BANK ent- decken zunehmend die Vorzüge von Green Bonds. Mittelständler setzen zudem auf grüne Schuldscheindarlehen.
Mit Filtration und sauberer Luft im Auto kennen sie sich in Ludwigsburg seit je- her aus. Jetzt setzt Mann+Hummel auch bei der Finanzierung auf Sauberkeit. Vor wenigen Wochen emittierte der Automobilzulie- ferer einen 400 Millionen Euro schweren Schuld- schein. Das Besondere: Das Papier ist „grün“ – mit dem Kapital will Mann+Hummel weitere Produk- te zur Luft- und Wasser ltration sowie Projekte aus dem Bereich erneuerbare Energien oder Um- weltschutz re nanzieren, die zuvor durch klassi- sche Finanzmittel gestemmt wurden.
Der schwäbische Automobilzulieferer be ndet sich in guter Gesellschaft. Weltweit wächst das Geschäft mit grünen Anleihen und Schuld- scheindarlehen. Mit deren Ausgabe verp ichtet sich der Emittent, die Emissionserlöse zur Finan- zierung von Umwelt- und Klimaschutzprojekten oder energiee zienten Anlagen zu verwenden.
ZARTES PFLÄNZCHEN
Das weltweite Emissionsvolumen für Green Bonds verdoppelte sich 2016 von zuvor 47,9 auf 95,1 Milliarden US-Dollar. Für 2017 ist ein kräfti- ges Wachstum auf 130 Milliarden US-Dollar zu erwarten (siehe Gra k „Im Aufwind“). Der Ver- gleich zum gesamten Anleihenmarkt zeigt je- doch, dass die grünen P änzchen noch nicht in die Höhe wachsen. Green Bonds machen aktuell nur rund 0,2 Prozent des weltweiten Anleihen- markts aus. „Das Marktsegment der Green Bonds hat noch einigen Raum für weiteres Wachstum“, sagt Wolfgang Köhler, Kapitalmarkt- vorstand der DZ BANK.
Als Pioniere der grünen Anleihen galten bis dato supranationale Organisationen wie die Europä- sche Investitionsbank, die vor zehn Jahren ihren
ersten „Climate Awareness Bond“ für den Bau eines Geothermiekraftwerks auf den Markt brachte. Inzwischen ziehen Geschäftsbanken zunehmend nach – allen voran die DZ BANK, die bereits 2016 mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro zu den fünf bedeutendsten Konsortialbanken für Green-Bonds-Emissionen gehörte. Mitte Oktober etwa unterstützte die
DZ BANK innogy Finance B. V. bei seinem Debüt auf dem Markt für Green Bonds. 850 Millionen Euro nahm die Finanztochter des Essener Ener- gieunternehmens innogy auf diesem Wege ein – mit dem Geld re nanziert innogy fünf Projekte im Bereich erneuerbare Energien. Sein Haus werde „in naher Zukunft auch einen eigenen Green Bond begeben“, kündigte Köhler jüngst an. Im ersten Schritt will Deutschlands zweit- größte Bank bestehende Portfolios über Green Bonds re nanzieren.
Große Konzerne wie Apple setzen längst auf nachhaltige Anleihen, die Asset-Manager, Pensi- onsfonds oder auch Versicherungen zunehmend nachfragen. 2016 nahm der kalifornische High- techkonzern 1,5 Milliarden US-Dollar per Green Bond am Kapitalmarkt auf. Solche Megaemissio- nen sind am deutschen Markt noch eher selten. Mittelständler benötigen laut Marius Mattes, Ka- pitalmarktexperte der DZ BANK, meist wesent- lich weniger Kapital. Für viele von ihnen empfeh- le sich statt eines vergleichsweise aufwendigen und kostspieligen Green Bonds eher ein grünes Schuldscheindarlehen. Aber auch mittelständi- sche Firmen sollten die Dynamik des Markts im Auge behalten, rät Margret Heß, Bond-Expertin der DZ BANK: „Die politische Agenda wird dafür sorgen, dass der Druck auf Kapitalsammelstellen zunimmt, ihre Investments an Nachhaltigkeitskri- terien auszurichten.“
IM AUFWIND
Entwicklung des Green-Bonds-Markts seit 2007
(in Milliarden US-Dollar)
Quellen: DZ BANK; Bloomberg New Energy Finance (2017)
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INITIATIVBANKING 4/2017
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Illustration:  aticon.com
2007
2008
2010
2012
2014
2016
2017
1,5 0,5
*Prognose
7,3 5,1
37,8
95,1
130,0*


































































































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