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MENSCH
BETRIEBSRENTEN
Der Versorger
In einer ihrer letzten Amtshandlungen beschloss die Große Koalition eine stärkere Förderung von Betriebsrenten. Gerade mittelständische Arbeitge- ber beteiligen sich noch recht selten an der Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter. Dabei bietet diese für alle Beteiligten Vorteile, wie das Beispiel des
niederbayerischen Technologieunternehmens Staudinger zeigt.
REFORM DER FIRMENRENTE
Ab 1. Januar 2018 wird die Betriebsrente noch attrakti- ver – für Beschäftigte und Arbeitgeber. Mitarbeiter pro tieren von einer Ver- doppelung der steuerlichen Förderung. Und die Unter- nehmen haben mehr Sicher- heit: Sie müssen künftig nicht mehr die Rentenhöhe, sondern nur noch die Beiträge garantieren.
Edmund Sagawe spürt, dass sein Gegen- über gleich anfängt, im Kopf zu rechnen: Was kann ich mir durch den neuen Job bei der Staudinger GmbH wohl alles leisten? Ein neues Auto vielleicht? Eine größere Wohnung? Das Personalgespräch ist gut gelaufen, die Ge- haltsfrage geklärt. Aber dann schneidet der Ge- schäftsführer des in Loiching bei Landshut behei- mateten Technologieunternehmens noch ein Thema an, das vielen Kandidaten nicht sonder- lich attraktiv erscheinen mag: die Betriebsrente. „Wer bei Staudinger arbeitet, soll von Anfang an wissen, dass wir Geld in die Hand nehmen und uns an seiner Altersvorsorge beteiligen“, erklärt Edmund Sagawe in gep egtem niederbayeri- schem Tonfall. Die Mitarbeiter des 1950 gegrün- deten Unternehmens, sagt er, gäben schließlich täglich ihr Bestes für die Firma. „Umgekehrt tra- gen wir soziale Verantwortung auch über ihren letzten Arbeitstag bei uns hinaus – damit jeder seinen Ruhestand genießen kann, ohne dass es ständig hinten und vorn nicht reicht.“
60 Euro aus der Firmenkasse erhält jeder Stau- dinger-Mitarbeiter monatlich als Grundlage für eine Betriebsrente. Damit gehört Staudinger im deutschen Mittelstand zu den Vorreitern in Sa- chen betriebliche Altersversorgung. Aktuell ha- ben in Deutschland rund 60 Prozent der Arbeit- nehmer eine betriebliche Altersvorsorge – doch in mittelständischen Firmen sind es weit weniger.
Mit der Reform der Betriebsrente zum 1. Januar des kommenden Jahres soll eine weitere Säule der Alterssicherung – neben gesetzlicher Rente
und privater Vorsorge – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiver werden. So pro tieren die Beschäftigten künftig von einer Verdoppelung der steuerlichen Förderung von bisher vier auf dann acht Prozent der Beitragsbemessungsgren- ze. Auch den Arbeitgebern bieten die neuen Re- gelungen Vorteile: Sie müssen nicht mehr die ab- solute Rentenhöhe, sondern nur noch die einge- zahlten Beiträge garantieren. Angesichts niedri- ger Zinsen ist das eine deutliche Entlastung für die Unternehmen.
Ab 2019 muss der Arbeitgeber, wenn der Mitar- beiter eigenes Geld in die Betriebsrente steckt, zudem mindestens 15 Prozent des Beitrags dazu- geben. Staudinger zahlt bereits seit Jahren freiwil- lig 60 Euro – selbst für Mitarbeiter, die aus eige- ner Tasche nichts beisteuern. Viele Staudin- ger-Beschäftigte stocken den monatlichen Bei- trag ihres Arbeitgebers jedoch auf – die meisten auf 100 Euro.
KEINE WOLKENKUCKUCKSHEIME
Schon etliche Versicherungsmakler gingen bei Staudinger ein und aus. Einige von ihnen hätte Sagawe am liebsten vor die Tür gesetzt. „Die ha- ben die Mitarbeiter schwindlig geredet“, erinnert sich der Firmenleiter. „Da ging’s nur ums Verkau- fen, nur um die Provision.“
Seit Staudinger in Sachen Betriebsrente fest mit der genossenschaftlichen R+V Lebensversiche- rung zusammenarbeitet, muss sich Edmund Sa- gawe keine Sorgen mehr machen, dass seine Mit- arbeiter ihre Ersparnisse in riskante Anlagen ste-
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