Page 18 - Initiativbanking
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UNTERNEHMEN DIGITALISIERUNG
auch live. Etwa mit dem monatlichen For- mat „Unplugged“, in dem Mitarbeiter den obersten Chefs auch kritische Fragen stel- len. Dieses Vorgehen war für alle erst ein- mal ein Lernprozess, es lohnt sich aber: Durch Reibung entstehen viel positive Energie und ein gemeinsames Bild für die kommenden Jahre.
Digitalisierung, Chatbots, künstliche In- telligenz: Stichworte, die für die Zukunft stehen, aber mitunter auch für den Ver- lust von automatisierbaren Tätigkeiten, die bis dato von Menschen ausgeübt wer- den. Wie nehmen Sie Ihrer Belegschaft die Angst vor dem Jobabbau? SCHARNER-WOLFF: Neben der Transpa- renz kommt es hier vor allem auf eine zweite Tugend an: Ehrlichkeit. Nicht jede Mitarbeiterin, nicht jeder Mitarbeiter ist für den Transformationsprozess hin zum voll- digitalen Unternehmen geeignet – auch wenn wir versuchen, möglichst jede und je- den mitzunehmen. Doch mitunter können Sie das Mismatch zwischen vorhandener Quali kation und Neigung des Mitarbeiters sowie den veränderten Jobanforderungen nicht überbrücken. Dann müssen Sie als Unternehmen mitunter harte Entschei-
„Wir sind sehr stolz, dass wir
so innovativ am Kapital- markt agie- ren können.“
PETRA SCHARNER-WOLFF
dungen tre en, diese aber fair und res- pektvoll umsetzen. Gerade der Umgang mit solchen Schicksalen sagt viel über die Kultur eines Hauses aus und ist in seiner kulturprägenden Wirkung nicht hoch genug einzuschätzen.
Wie gehen Mittelständler die Digitalisie- rung idealerweise an? Von innen heraus digital wachsen, zukaufen oder stattdes- sen besser mit vielversprechenden Start- ups kooperieren?
SCHARNER-WOLFF: Ich werde das sehr oft gefragt, kann aber leider nicht mit der ei- nen Antwort dienen. In einer frühen Markt- phase macht es viel Sinn, mit einem eige- nen Innovationslabor zu agieren. Diese „In- seln der Glückseligkeit“ entwickeln im ge- schützten Raum erste Ideen. Doch die Frage ist immer: Wie können diese sicher oft guten und p  gen Einfälle aus der Kap- sel in die Gesamt rma di undieren und vor allem monetarisiert werden? Dazu ist es notwendig, diese Inseln irgendwann auf- zulösen, wenn sie eine gewisse Größe er- reicht haben, und dann in das Gesamtun- ternehmen zu integrieren. Dauerhafte In- seln sind keine Lösung. Die Gretchenfrage lautet, wann genau dieser Punkt erreicht ist, die Inseln aufzulösen.
ZEIDLER: Auch wir arbeiten seit geraumer Zeit mit internen Labs. Genau dieser Punkt, den Frau Scharner-Wol  aufgeworfen hat, beschäftigt uns ebenfals: Wann ö nen wir die Labprojekte für das gesamte Unterneh- men? Der Vorteil der zeitweisen Abkapse- lung liegt darin, dass die Mitarbeiter für ei- nen begrenzten Zeitraum völlig freie Hand und Zeit zum Denken haben, weil sie kom- plett von der Tagesarbeit befreit sind. Wir animieren jeden Mitarbeiter, neu zu den- ken. Jeder kann sich bewerben, im „Innova- tion LAB“ seine Idee zu verwirklichen. Wir setzen aber nicht nur auf Labs, sondern wollen auch Kooperationen mit anderen Fi- nanzdienstleistern verstärken. Wir müssen ja nicht alles selbst er nden und selbst ma- chen. Auch gemeinsame Aktivitäten mit Kunden wie Otto kann ich mir für die Zu- kunft sehr gut vorstellen.
SCHARNER-WOLFF: Auch wir arbeiten noch immer mit Labs und statten sie mit nennenswerten Etats für Forschung und Entwicklung aus. Aktuell haben wir bei- spielsweise das Innovationsteam „Risk Ident“, das sich mit einer innovativen
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