Page 16 - Initiativbanking
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UNTERNEHMEN
DIGITALISIERUNG
ZUR PERSON:
Stefan Zeidler, Jahrgang 1963, verantwortet im Vor- stand der DZ BANK das Fir- menkundengeschäft Mitte,
Baden-Württemberg und Bayern sowie das Geschäfts- feld Strukturierte Finanzie- rung und die Auslands- standorte.
Vor seinem Eintritt in die DZ BANK war Zeidler Vor- standsvorsitzender der Rheinland-Pfalz Bank in Mainz und in leitenden Funktionen im Firmenkun- dengeschäft der Ba- den-Württembergischen Bank, der Landesbank Ba- den-Württemberg sowie der ABN Amro Bank Deutsch- land tätig. Seine Karriere be- gann der gebürtige Stutt- garter in den 1980er-Jahren mit einer Ausbildung bei der Cannstatter Volksbank.
Die Otto Group mit der Strahlmarke Otto hat das gescha t, wovon viele andere deutsche Konzerne und Mittelständler noch träumen: den Übergang vom analogen ins digitale Geschäft. Können Sie uns Ihr Erfolgsrezept verraten?
PETRA SCHARNER-WOLFF: Es gibt nicht die eine Patentformel. Was uns auszeichnet, ist neben der langen Historie das ausgeprägte Unternehmer- tum einer Familien rma. Wir haben uns immer wieder neu erfunden: in den bestehenden Ge- schäftssparten oder durch erfolgreiche Ausgrün- dungen, wie etwa die Töchter Bonprix, Eos oder Hermes. Wir sind mitunter fast zu früh in dem, was uns umtreibt. E-Commerce beschäftigt uns bereits seit rund 20 Jahren. Damals gab es für das Thema kaum Kundeninteresse, und damals star- tete das Internet in Deutschland erst zögerlich. Wir haben von Beginn an daran geglaubt – mit Recht, wie wir heute sehen. Unternehmer zu sein, heißt vor allem, langfristig zu denken
und frühzeitig Entscheidungen anzugehen – gerade dann, wenn die etablierten Geschäfte noch gut laufen.
Wo stehen Sie heute, nach 20 Jahren E-Commerce?
SCHARNER-WOLFF: Wir sind nach unserem Selbstverständnis heute ein digitales Unterneh- men, aber noch längst nicht am Ende unserer Entwicklung. Das Ziel lautet, eine rundum digita- le Handels- und Dienstleistergruppe zu werden. Als ich Ende der Neunzigerjahre bei Otto an ng, erzielten wir 80 Prozent des Umsatzes über den Hauptkatalog. Heute sind es nur noch zwei Pro-
2%
seines Umsatzes erzielt Otto heute noch per Katalog. Vor rund 20 Jahren waren es noch 80 Prozent.
zent. Mehr als 90 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen über das Onlinegeschäft und davon wiederum gut die Hälfte über Mobile. Die Verbraucher tragen das Zepter der Moderne im- mer in der Hand: Smartphones und Tablets.
Der Katalog, der Otto im Wirtschaftswunder- Deutschland einst groß machte, dürfte damit bald verschwinden ...
SCHARNER-WOLFF: Das glaube ich nicht. Solange es einen begeisterten Fanklub für den Katalog gibt und dieser sich rechnet, werden wir ihn auch herausgeben. Wir wollen keinem Kunden etwas wegnehmen, was er liebt.
Herr Zeidler, was verbinden Sie persönlich mit dem Namen Otto?
STEFAN ZEIDLER: „Otto ...  nd' ich gut.“ Die Grup- pe ist modern, geht mit der digitalen Zeit. Aber zugleich steht Otto als Familienunternehmen weiter fest mit beiden Beinen auf der Erde und hat sich nie selbst überhöht.
Was kann die DZ BANK vom Kunden Otto lernen?
ZEIDLER: Die Finanzindustrie muss vor allem auf ihre Prozesse schauen, da ist manches vielleicht zu komplex und passt nicht mehr in unsere Zeit. Gerade hier können wir eine Menge von Kunden wie Otto lernen. Allerdings sind die komplexen Prozesse nicht um ihrer selbst willen entstanden. Vieles ist der schrittweisen Verschärfung der Re- gulatorik geschuldet – keine andere Branche hier- zulande wird so stark reguliert wie die Finanzin- dustrie. Zugleich stand bei den Banken in der Vergangenheit immer der risikozentrierte Blick im Mittelpunkt. Die Digitalisierung erö net uns jetzt zahlreiche Chancen, den Kunden noch stär- ker in den Vordergrund zu rücken, ohne die Risi-
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