Page 13 - Initiativbanking
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kultur mit koreanischen Wurzeln und rhei- nisch-mittelständisch geprägtem Ingenieursden- ken habe sich als echter Mehrwert auf den inter- nationalen Märkten erwiesen, sagt Doosan-Lent- jes-CFO Andreas Aschbacher. „Allerdings gab es in der ersten Zeit nach der Übernahme schon Be- denken, ob Hürden wie die Sprachbarriere, der Zeitunterschied von acht Stunden zwischen den beiden Ländern und kulturelle Unterschiede ei- ner guten Zusammenarbeit im Weg stehen wür- den“, berichtet Aschbacher. „Aber schon nach kurzer Zeit haben wir festgestellt, dass viele Be- denken unbegründet waren. Die koreanische Ge- schäftskultur ist nicht nur von respektvollen Um- gangsformen geprägt, sondern auch von innova- tiven Denkansätzen.“ Dabei ging es den koreani- schen Kollegen auch darum, die lokalen Besonderheiten in die globale Organisations- struktur zu integrieren: „Doosan hat erkannt, dass unsere  achen Hierarchien Teil unserer Identität sind, sodass diese auch noch sechs Jah- re nach der Übernahme unsere Arbeitsweise kennzeichnen und dies auch in Zukunft tun wer- den“, sagt Aschbacher. Keiner der Partner versu- che, das Wesen des anderen zu verändern – und gerade deshalb bringe jede Seite ihre individuel- len Stärken in die Partnerschaft ein.
GEGENSEITIGES INTERESSE
Eine Erfahrung, die auch andere Mittelständler mit Geschäftspartnern und Kunden aus Südko- rea machen. Das Interesse an Partnerschaften und Geschäftsbeziehungen ist groß – auf beiden Seiten: „Viele koreanische Unternehmen suchen für ihre F&E-Aktivitäten die Nähe zu Wissen- schafts- und Forschungseinrichtungen in Deutschland und zu Unternehmen an wichtigen Technologiestandorten wie Nordrhein-Westfa- len“, berichtet Petra Wassner, Geschäftsführerin von NRW.Invest, der landeseigenen Wirtschafts- förderungsgesellschaft von NRW. Vor allem in der Medizintechnik, der Textiltechnologie, beim The- ma Industrie 4.0 und in der Spieleindustrie gebe es viele gemeinsame Interessen. Tatsächlich trei- ben deutsche und koreanische Unternehmen ähnliche Herausforderungen und Zukunftsfragen um. „Deutschland und Korea sind Hochindustrie- länder, in denen innovative und zukunftsorien- tierte Unternehmen gute Chancen haben“, meint Hee-kyung Choi, Senior-Managerin der Deutsch- Koreanischen Handelskammer (KGCCI) in Seoul. Korea will, wie Deutschland, die Themen Digitali- sierung, Elektroautos, selbstfahrende Fahrzeuge und Industrie 4.0 vorantreiben.
„Einer der Schwerpunkte der Regierung des neu- en koreanischen Präsidenten Moon Jae-in ist zu- dem die Abschaltung von Kohlekraftwerken bis
2022 und die starke Förderung erneuerbarer Energien“, sagt Choi. Das könnte interessante Ge- schäftschancen für deutsche Unternehmen aus der Energiebranche mit sich bringen. Mit Interes- se beobachteten koreanische Konzerne die In- dustrie-4.0-Strategie der Bundesregierung, be- richtet Inbae Kim, Ökonomieprofessor in Seoul. „Das Thema Industrie 4.0 könnte der Anlass für intensive Kooperationen zwischen koreanischen und deutschen Unternehmen sein“, meint er. So werden in Korea derzeit viele Produktionsanla- gen zu „smart factories“ weiterentwickelt – hier  ießen staatliche Fördergelder, und Zulieferer aus dem Bereich Robotik und Sensorik sind des- halb gefragt.
Bei so vielen Gemeinsamkeiten wundert es nicht, dass die wirtschaftliche Ver echtung zwischen beiden Ländern stark wächst. „Südkorea ist in den vergangenen Jahren als Absatzmarkt für vie- le deutsche Unternehmen sehr interessant ge- worden“, sagt Gerhard Eschenbaum, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der IHK in Düssel- dorf, die mit einem „Korea Desk“ Unternehmen bei Geschäften auf dem südkoreanischen Markt unterstützt. Nach China und Japan ist Korea in- zwischen der drittwichtigste Markt in Asien für deutsche Firmen. Und seitdem das Freihandels- abkommen zwischen der EU und Korea 2011 in Kraft getreten ist, sind die deutschen Exporte in das ostasiatische Land um 50 Prozent gestiegen.
Als viertgrößte Volkswirtschaft in Asien hat sich Korea in einigen industriellen Kernsektoren zu einem globalen Marktführer entwickelt. Konzer- ne wie Samsung, LG, Hyundai und Doosan sind mit ihren Produkten auf vielen wichtigen Märk- ten präsent. „Allerdings gibt es bei deutschen Mit- telständlern oft Bedenken, dass sie auf dem von großen Industriekonglomeraten beherrschten südkoreanischen Markt keine Chance hätten“, sagt IHK-Experte Eschenbaum. „Tatsächlich ist es auch nicht ganz leicht, die Aufmerksamkeit die- ser großen Unternehmen zu wecken“, meint er. „Wer das scha en will, muss in jedem Fall mit ei- ner Repräsentanz oder Niederlassung im Land vertreten sein und persönliche Kontakte knüp- fen, am besten im Umfeld der für die Wirtschaft sehr wichtigen Hauptstadt Seoul.“ Diesen Rat gibt auch Doosan-Lentjes-CFO Aschbacher deutschen Unternehmern, die in Südkorea Geschäfte ma- chen wollen, mit auf den Weg: „Unsere koreani- schen Kollegen legen viel Wert auf persönliche Kontakte, über die sich Vertrauen und wertschät- zende Beziehungen entwickeln können.“
Während für Doosan Lentjes die Konzernmutter die Türen zum koreanischen und zu weiteren
„Die koreani- sche Ge- schäftskultur ist von respektvollen Umgangs- formen und innovativen Denkansätzen geprägt.“
Andreas Aschbacher,
CFO Doosan Lentjes
INITIATIVBANKING 4/2017
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Fotos: tawatchai 1990/Fotolia; Janosch Gruschczyk


































































































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