Laut einer Studie des DZ BANK Research ist das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland 2022 um zwei Prozent auf fast 8 Billionen Euro gestiegen. Im Vorjahr legte das Geldvermögen noch um achteinhalb Prozent zu. Der geringere Zuwachs liegt laut Michael Stappel, Leiter Makroökonomik und Autor der Studie, insbesondere an dem durchwachsenen Aktien-Jahr. „Zur Mitte des Jahres hatten erhebliche Kursverluste bei Aktien und Fonds sogar zu einem Rückgang des Geldvermögens geführt. In der zweiten Jahreshälfte konnten die Einbußen immerhin noch zum Teil aufgeholt werden. Den entscheidenden Wachstumsbeitrag lieferte aber die hohe Ersparnis“, so Stappel.

Trotz steigender Preise: Sparquote höher als vor der Pandemie
Auch wenn es aufgrund der hohen Inflation vielen Haushalten immer schwerer fällt Geld zur Seite zu legen, führt die aktuelle Unsicherheit dazu, dass die Deutschen mit Anschaffungen vorsichtiger werden. „Vorsorge ist die traditionelle Krisenreaktion privater Haushalte. Den Kauf von Möbeln oder einem neuen Auto setzen viele Bürger auf ihrer Prioritätenliste erstmal weit nach unten. Die Sparquote dürfte 2022 deshalb 11 Prozent betragen und liegt damit über dem Niveau von 2019“, erklärt Michael Stappel. Vom historischen Rekordwert in Höhe von 16,4 Prozent aus dem ersten Corona-Jahr 2020 ist das aktuelle Sparniveau aber weit entfernt.

Zinswende hilft noch nicht beim Vermögensaufbau
Trotz der in diesem Jahr stark anziehenden Zinsen dürfte der durchschnittliche Realzins auf festverzinsliche Geldvermögensbestandteile wie Einlagen, Rentenpapiere und Versicherungen aufgrund der historischen Teuerungsrate minus 7,3 Prozent betragen. „Die sehr hohe Inflation ist nicht nur für die reale Einkommensentwicklung, sondern auch für den Vermögensaufbau ein Problem. Durch den Kaufkraftverlust des Geldvermögens müssen die Haushalte regelmäßig einen größeren Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante legen, um ihre Sparziele überhaupt noch zu erreichen“, betont Stappel.  

Michael Stappel berechnet regelmäßig das Geldvermögen der Privathaushalte

Ausblick: 2023 dürfte Geldvermögen wieder stärker zulegen
Dass trotz der Kursverluste viele Deutsche der Börse treu geblieben sind und die Rücksetzer sogar für Nachkäufe genutzt haben, bewertet Michael Stappel positiv. „Mit der wirtschaftlichen Erholung ab dem kommenden Frühjahr dürften auch die Kurse tendenziell weiter steigen. Aktien bleiben für den Vermögensaufbau essenziell“, so der Volkswirt. Zudem rechnet er mit einer allmählich zurückgehenden Inflation und insgesamt weiter steigenden Zinsen. Dennoch sei der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen mit fast 30 Prozent des gesamten Geldvermögens weiter zu hoch. „Nach wie vor sehen wir einen Anlagestau. Die Bundesbürger sollten sich auch aufgrund der Altersvorsorge aktiver um ihre Ersparnisse kümmern. Künftig dürften neben Aktien auch bestimmte Anleihen wieder interessant sein“, ergänzt Michael Stappel.